Mittwoch, 14. März 2012
Turm günstig abzugeben
Das folgende Stück erschien in der Novemberausgabe der Schach.
Es handelt sich um ein Selbstmatt in sieben von mir mit einer nach meinem Empfinden eigentlich recht einfach zu durchschauenden, aber eleganten Mechanismus.

Wem es dann noch schwer fällt, der schaue doch mal kurz auf die Überschrift...
Loßin 2011

Ich hoffe, ihr habt Spaß an diesem Stück: Weiß zieht an und erzwingt das eigene Matt im siebten Zug. Lösungen und Ideen als Kommentar.

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Hätte Weiß nur einen Turm...
...dann ginge sofort Te1. Also dürfte die thematische Variante darin bestehen, dass Weiß einen Turm loswerden will und Schwarz das zu verhindern sucht:
1.Te6 (Idee Td6+) c6 2.T6e5 c5 3.T5e4 c4 4.T4e3 c3 5.Td2+ cxd2 6.Dc1+ dxc1S 7.Te1+ Txe1#. Habe aber noch nicht erblickt, was nach 2./3./4.-La5 (kontrolliert e1) folgen kann.

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Es gibt eine zweite Variante...
...aber die hat mit La5 nichts zu tun, das Weiß ja ganz offensichtlich in die Karten spielt.

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Nach ...La5
wird Weiß wohl beide Türme auf e1 entsorgen; ich schätze, dass die zweite Variante mit 4...cxb3 startet.

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Wenn sonst niemand möchte...
... gebe ich die zweite Variante an: 4...cxb3 5.Dc1+ Kxc1 6.Txb3+ Kd1 7.Te1+ Txe1#

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Nun ja...
...da sage ich aber mal: Einspruch!
Zwei Fragen: Woran scheitert dieses Abspiel und wie gehts richtig?

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1.Antwort:
Das Abspiel scheitert an 6...Te3.
2.Antwort: Richtig geht es, indem man in der Aufgabenstellung unauffällig die 7 in eine 8 ändert und mit 5.Td2+ Kxd2 6.Dc3+ Kd1 7.Te1+ Txe1+ 8.Dxe1+ Txe1# fortsetzt :-)

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Immerhin stimmt,
dass Weiß es schamlos ausnutzt, dass durch den Schlag des Springers d2 für den sK betretbar wird.

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Ich suchte natürlich auch...
...wie es nach 4.-cxb3 5.Td2 weitergehen könnte, wenn auch ohne Erfolg. Hat man diese Fixierung endlich überwunden und andere Kandidatenzüge in Betracht gezogen, findet man mit etwas Glück 5.Te1+ und die Folge 5.-Kd2 6.Td1+ Kxd1 7.Te1+ Txe1#.

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Und fertig!
Das Löserecho in Schach war übrigens recht positiv.

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Kommt mit bekannt vor
Der Mechanismus ähnelt sehr diesem: P1214677

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Ja, die beiden Stücke entstanden zur ähnlichen Zeit und in der Lösungsbesprechung wurde das Vergleichsstück auch von Frank Müller auch erwähnt.
Mit Udo Degener war ich mir allerdings sofort einig, dass eine friedliche Koexistenz der beiden Stücke gut möglich ist. (Nebenbei: bei einigen Autoren wäre ich froh, wenn sie es bei zwei verwandten Darstellungen beließen...)
Auch Frank Richter konnte mir noch einen ähnlichen Mechanismus aus seinem Schaffen präsentieren. Eine diagonale Form des Mechanismus wird schon in Chlubnas genialem Buch "Das Matt des weißen König" gezeigt und wurde in nahezu perfekter Manier vor ein paar Jahren in der harmonie vom hervorragenden Komponisten Alexandr Azhusin aufgewärmt, wo es von Klaus Wenda meiner Erinnerung nach mit dem 3. Oder 4. Preis bedacht wurde.
Diese selbstmatttypische Idee scheint immer wieder als Hingucker zu funktionieren.

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Eine kleine Anekdote noch dazu...
Als ich vor einiger Zeit aufgrund einiger Selbstmattthemen Kontakt zu Steven Dowd aufnahm, schrieb er mir, dass er hocherfreut sei, von einem solch talentierten Komponisten kontaktiert worden zu sein. Ich fragte zurück, wie er denn auf die Idee käme, ich sei talentiert. Und da entgegnete er, dass jemand, der Stücke wie die P1214677 komponiert, talentiert sein müsse. Das hat mich echt umgehauen, dass dieses Stück, das in den wenig bekannten mpk-Blättern publiziert wurde, jemandem aufgefallen ist. Und jetzt kennt es sogar Oje aus Chemnitz. Prima!

(Nochmal für die weniger problemschachlich vorgebildeten: sucht nach "softdecc pdb" und gebt dort in das Suchfenster probid='P1214677' ein, dann kommt ihr da hin, wovon wir sprechen.)

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kleine Präzisierung
Ich kenne das Stück seit September, als ich mir in den mpk-Blättern den Preisbericht angeschaut hatte.

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