Mittwoch, 30. Juni 2010
Post aus Rostock
losso, 23:43h
Zum ersten Mal habe ich eine e-Mail von einem Champions-League-Sieger bekommen ;o). Anbei Thomas' Kommentar zu meinen Ausführungen:
Hallo Sven-Hendrik,
vielen Dank für die Glückwünsche und deinen netten Beitrag.
Im Wesentlichen liegst Du mit Deinen Überlegungen natürlich richtig.
Hier also ein paar Anmerkungen dazu:
Zu den Schwächen der Engines, bzgl. a) und c) stimme ich Dir absolut zu.
Bei Endspielen sehe ich das ein wenig anders, hier sind die Engines inzwischen doch sehr stark und es gibt nur wenige Stellungen, wo der Mensch noch überlegen ist.
Es sind aber offenbar noch einige Programmierfehler enthalten, z.B. ist dies bei Shredder in Turmendspielen ganz offensichtlich.
Als zusätzliche Schwäche sehe ich noch, das Programme anfällig gegen langfristige strategische Pläne (z.B. Königsangriff) sind und bei der Bewertung einiger eröffnungstypischer Stellungsbilder
(z.B. im Königs-Inder) Probleme haben.
Zur Partie: Natürlich greift hier Punkt c) Deiner Betrachtungen schon fast lehrbuchreif, ist aber m.E.
nicht die Ursache des Verlustes. Nach Le6 ist die schwarze Stellung in der Tat verloren, auch wenn
24....gxh5 weitaus mehr Widerstand geleistet hätte. Also liegt das eigentliche Problem in der
Eröffnungsbehandlung. Natürlich ist mit dieser Partie der Grünfeld-Inder nicht widerlegt, spiele ich
ja selber. Aber mein Gegner war 13.... Td8 von den gebräuchlichen Varianten (h6) abgewichen, er
schrieb nach der Partie, dass dies ein Gewinnversuch war.
Es gab eine relevante Vorgängerpartie Shipov-Dvoirys, 1996, die Weiß zwar gewonnen hatte, aber
wo Schwarz viele Möglichkeiten zu Verstärkungen hat, die zumindest Ausgleich garantieren, wie
ich schnell feststellte. So suchte ich nach einer Variante möglichst schnell von dieser Partie abzuweichen
und fand die Neuerung 15. Dc1!, danach hat Schwarz m.E. bereits große Probleme, so dass ich Td8
für einen Fehler halte.
[Anmerkung: Die Partie findet man hier.]
Schwarz hätte vielleicht im 21. oder 22. Zug Möglichkeiten gehabt abzuweichen, um Le6 zu verhindern, die Stellung war aber auch dann schlecht.
Le6 habe ich übrigens gefunden, als ich die Stellung nach 20...Da5 analysiert habe und mir h4 ins Auge sprang.
Man sieht, wenn in die Varianten hineingeht, sehr schnell, dass Weiß zumindest das Dauerschach hat und Problemlos nach Verstärkungen suchen kann. Hier greift dann das von Dir erkannte Phänomen.
Mein Gegner hatte Le6 übrigens völlig übersehen, wie er schrieb und bot nach fxe6 noch Remis an, weil auch er an das Dauerschach glaubte. Das beschriebene Phänomen tritt also auch bei Menschen auf, wenn auch nur gelegentlich.
Um eine letzte Frage zu beantworten. Ich habe wirklich keinen Rechenpark, nur einen einzigen Rechner und Das ist auch nicht das neueste Modell. Ein Superrechner gewinnt in der Ausgangsstellung vielleicht 1-2 HZ in der Berechnung, das kann aber locker kompensieren, wenn man die Varianten korrekt in die Tiefe analysiert.
Man darf nur nichts übersehen.....
Bei den Engines bemühe ich aber schon, auf dem neuesten Stand zu sein und bin da auch flexibel.
Beste Grüße
Thomas Schwetlick
Hallo Sven-Hendrik,
vielen Dank für die Glückwünsche und deinen netten Beitrag.
Im Wesentlichen liegst Du mit Deinen Überlegungen natürlich richtig.
Hier also ein paar Anmerkungen dazu:
Zu den Schwächen der Engines, bzgl. a) und c) stimme ich Dir absolut zu.
Bei Endspielen sehe ich das ein wenig anders, hier sind die Engines inzwischen doch sehr stark und es gibt nur wenige Stellungen, wo der Mensch noch überlegen ist.
Es sind aber offenbar noch einige Programmierfehler enthalten, z.B. ist dies bei Shredder in Turmendspielen ganz offensichtlich.
Als zusätzliche Schwäche sehe ich noch, das Programme anfällig gegen langfristige strategische Pläne (z.B. Königsangriff) sind und bei der Bewertung einiger eröffnungstypischer Stellungsbilder
(z.B. im Königs-Inder) Probleme haben.
Zur Partie: Natürlich greift hier Punkt c) Deiner Betrachtungen schon fast lehrbuchreif, ist aber m.E.
nicht die Ursache des Verlustes. Nach Le6 ist die schwarze Stellung in der Tat verloren, auch wenn
24....gxh5 weitaus mehr Widerstand geleistet hätte. Also liegt das eigentliche Problem in der
Eröffnungsbehandlung. Natürlich ist mit dieser Partie der Grünfeld-Inder nicht widerlegt, spiele ich
ja selber. Aber mein Gegner war 13.... Td8 von den gebräuchlichen Varianten (h6) abgewichen, er
schrieb nach der Partie, dass dies ein Gewinnversuch war.
Es gab eine relevante Vorgängerpartie Shipov-Dvoirys, 1996, die Weiß zwar gewonnen hatte, aber
wo Schwarz viele Möglichkeiten zu Verstärkungen hat, die zumindest Ausgleich garantieren, wie
ich schnell feststellte. So suchte ich nach einer Variante möglichst schnell von dieser Partie abzuweichen
und fand die Neuerung 15. Dc1!, danach hat Schwarz m.E. bereits große Probleme, so dass ich Td8
für einen Fehler halte.
[Anmerkung: Die Partie findet man hier.]
Schwarz hätte vielleicht im 21. oder 22. Zug Möglichkeiten gehabt abzuweichen, um Le6 zu verhindern, die Stellung war aber auch dann schlecht.
Le6 habe ich übrigens gefunden, als ich die Stellung nach 20...Da5 analysiert habe und mir h4 ins Auge sprang.
Man sieht, wenn in die Varianten hineingeht, sehr schnell, dass Weiß zumindest das Dauerschach hat und Problemlos nach Verstärkungen suchen kann. Hier greift dann das von Dir erkannte Phänomen.
Mein Gegner hatte Le6 übrigens völlig übersehen, wie er schrieb und bot nach fxe6 noch Remis an, weil auch er an das Dauerschach glaubte. Das beschriebene Phänomen tritt also auch bei Menschen auf, wenn auch nur gelegentlich.
Um eine letzte Frage zu beantworten. Ich habe wirklich keinen Rechenpark, nur einen einzigen Rechner und Das ist auch nicht das neueste Modell. Ein Superrechner gewinnt in der Ausgangsstellung vielleicht 1-2 HZ in der Berechnung, das kann aber locker kompensieren, wenn man die Varianten korrekt in die Tiefe analysiert.
Man darf nur nichts übersehen.....
Bei den Engines bemühe ich aber schon, auf dem neuesten Stand zu sein und bin da auch flexibel.
Beste Grüße
Thomas Schwetlick
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Freitag, 25. Juni 2010
Champions-League Schwetlick-Ham
losso, 16:43h
Mynona Zwo hat gewohnt lakonisch schon vieles vorweggenommen.
Also:
1. Le6 fxe6 2. Dh6!
Erstmal:
2.Dh6 verhindert offensichtlich 2.-Kf7, das bei 2. hxg6 hxg6 3. Dh6 noch mutmaßlich zum Remis führte.
Auf 2.-Dc3 gab Mynona Zwo 3. Tbc1 an, noch genauer ist 3. Tfc1.
Die kritischen Varianten sind 2.-gxh5 und 2.-exd5.
Doch vorher:
2. Dg5 hat einige Nachteile:
a) Der Bh7 wird nicht angegriffen.
b) Nach Sc5xe4 ist die Dame angegriffen.
c) Auf 2.-Dc3 3.Tfc1 kann 3.-Df6 erfolgen, da auf 4. Dxf6 der Zwischenzug 4.-Txc1+ möglich ist. Diesen Zwischenzug gibt es bei 2. Dh6 nicht, da nach 2.-Dc3 3.Tfc1 Dg7 4. Dxg7 mit Schach erfolgt. Auf 2. Dg5 Dc3 3. Tbc1 kann 3.- Dd4 kommen, da 4.hxg6 nicht Matt droht. Die Damenstellung auf h6 bringt also, dass hxg immer mit einer Mattdrohung verbunden ist.
Der stärkste Zug ist sicherlich 2.-gxh5.
Es folgt 3. Dxe6+ und nun hat Schwarz eine qualvolle Wahl, den König entweder mit 3.-Kf8 in der Mitte zu belassen oder nach 3.-Kh8 nicht mehr auf der dritten Reihe opponieren zu können, da auf 4. Tb3 Tc3? an 5. De5+ scheitert. Am verheißungsvollsten sieht hierbei auf den ersten Blick 3.-Kf8 aus.
Es kam 2.-exd5 3. hxg6 hxg6 4. Dxg6+ Kf8 5. Df5+ Kg8 (nach 5.-Kg7 6. Tb3 ist es wieder aus, da 6.-Tc3 an 7. De5+ scheitert).
Aufgabe:
Mit welchem Zug entschied Thomas die Partie?
Übrigens hat sich auch Thomas zu meinen Ausführungen zu Wort gemeldet. Seine Ausführungen werde ich nach der Lösung dieser Aufgabe bringen.
Also:
1. Le6 fxe6 2. Dh6!
Erstmal:
2.Dh6 verhindert offensichtlich 2.-Kf7, das bei 2. hxg6 hxg6 3. Dh6 noch mutmaßlich zum Remis führte.
Auf 2.-Dc3 gab Mynona Zwo 3. Tbc1 an, noch genauer ist 3. Tfc1.
Die kritischen Varianten sind 2.-gxh5 und 2.-exd5.
Doch vorher:
2. Dg5 hat einige Nachteile:
a) Der Bh7 wird nicht angegriffen.
b) Nach Sc5xe4 ist die Dame angegriffen.
c) Auf 2.-Dc3 3.Tfc1 kann 3.-Df6 erfolgen, da auf 4. Dxf6 der Zwischenzug 4.-Txc1+ möglich ist. Diesen Zwischenzug gibt es bei 2. Dh6 nicht, da nach 2.-Dc3 3.Tfc1 Dg7 4. Dxg7 mit Schach erfolgt. Auf 2. Dg5 Dc3 3. Tbc1 kann 3.- Dd4 kommen, da 4.hxg6 nicht Matt droht. Die Damenstellung auf h6 bringt also, dass hxg immer mit einer Mattdrohung verbunden ist.
Der stärkste Zug ist sicherlich 2.-gxh5.
Es folgt 3. Dxe6+ und nun hat Schwarz eine qualvolle Wahl, den König entweder mit 3.-Kf8 in der Mitte zu belassen oder nach 3.-Kh8 nicht mehr auf der dritten Reihe opponieren zu können, da auf 4. Tb3 Tc3? an 5. De5+ scheitert. Am verheißungsvollsten sieht hierbei auf den ersten Blick 3.-Kf8 aus.
Es kam 2.-exd5 3. hxg6 hxg6 4. Dxg6+ Kf8 5. Df5+ Kg8 (nach 5.-Kg7 6. Tb3 ist es wieder aus, da 6.-Tc3 an 7. De5+ scheitert).
Aufgabe:
Mit welchem Zug entschied Thomas die Partie?
Übrigens hat sich auch Thomas zu meinen Ausführungen zu Wort gemeldet. Seine Ausführungen werde ich nach der Lösung dieser Aufgabe bringen.
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Montag, 14. Juni 2010
Fernschach Champions-League Teil 2
losso, 19:22h
Wie schon im vorherigen Artikel angekündigt, möchte ich zeigen, wie sich einer der Rostocker die dort angesprochene Trägheit der Engines zunutze machte.
Thomas Schwetlick ist ein sympathischer Mensch, der meines Wissens viel Zeit für das Schach einsetzt. Auch ich trat im Rahmen der Landesmeisterschaft gegen ihn im Fernschach an (Partie wird irgendwann in den Fernschacherinnerungen besprochen) und nicht selten erreichten hierbei seine Züge weit nach der Sperrstunde mein e-Mail-Postfach.
Der Sieg in der Champions-League ist eng mit seinem Namen verknüpft, mit 7 aus 10 war er das beste Brett 3 der Liga. Ein besonderer Coup gelang ihm mE in folgender Partie mit Weiß am Zug:
Thomas hatte programmgemäß im Grünfelder den a2 geopfert und zumindest schon ein paar Figuren am Königsflügel aufgeboten. Schwarz hatte gerade seinen Turm von c7 nach c4 gezogen und die Drohung Dxd5 ins Spiel gebracht.
Nach dem jetzt folgenden Lehrbuchzug halte ich die schwarze Stellung für kaum mehr zu verteidigen. Trotzdem wies mein Rechner den Zug auch nach 15 Stunden Rechenzeit immer noch als fünftbesten aus. Ich weiß nicht, ob Thomas einen Rechenpark zu Hause stehen hat, dem es gelang, alles durchzurechnen, aber ich glaube einfach, dass hier der menschliche Faktor der ausschlaggebende war und Thomas merkte, dass bei Schwarz etwas nicht stimmte.
Nach der ganzen Vorgeschichte dürftet ihr schon ahnen, um welchen Zug es geht, aber der zweite Zug von Weiß ist nicht minder überraschend. Ich gebe euch noch ein wenig die Gelegenheit, euch einzudenken und die Stellung zu kommentieren.
Thomas Schwetlick ist ein sympathischer Mensch, der meines Wissens viel Zeit für das Schach einsetzt. Auch ich trat im Rahmen der Landesmeisterschaft gegen ihn im Fernschach an (Partie wird irgendwann in den Fernschacherinnerungen besprochen) und nicht selten erreichten hierbei seine Züge weit nach der Sperrstunde mein e-Mail-Postfach.
Der Sieg in der Champions-League ist eng mit seinem Namen verknüpft, mit 7 aus 10 war er das beste Brett 3 der Liga. Ein besonderer Coup gelang ihm mE in folgender Partie mit Weiß am Zug:
Thomas hatte programmgemäß im Grünfelder den a2 geopfert und zumindest schon ein paar Figuren am Königsflügel aufgeboten. Schwarz hatte gerade seinen Turm von c7 nach c4 gezogen und die Drohung Dxd5 ins Spiel gebracht.
Nach dem jetzt folgenden Lehrbuchzug halte ich die schwarze Stellung für kaum mehr zu verteidigen. Trotzdem wies mein Rechner den Zug auch nach 15 Stunden Rechenzeit immer noch als fünftbesten aus. Ich weiß nicht, ob Thomas einen Rechenpark zu Hause stehen hat, dem es gelang, alles durchzurechnen, aber ich glaube einfach, dass hier der menschliche Faktor der ausschlaggebende war und Thomas merkte, dass bei Schwarz etwas nicht stimmte.
Nach der ganzen Vorgeschichte dürftet ihr schon ahnen, um welchen Zug es geht, aber der zweite Zug von Weiß ist nicht minder überraschend. Ich gebe euch noch ein wenig die Gelegenheit, euch einzudenken und die Stellung zu kommentieren.
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Dienstag, 8. Juni 2010
Wie gewinnt man die Champions League...
losso, 20:55h
...im Fernschach?
Diese Frage können die Fernschachfreunde aus Rostock uns nun beantworten, die "den Pott" nach MV geholt haben. Danke übrigens an Stefan für den Hinweis!
"Fernschach-" werden einige Fragen, "ist das nicht schon lange den Remistod gestorben?"
Aber nein - immerhin knapp jede dritte Partie war resultativ. Das geht noch in Ordnung. Wichtig ist dabei wohl, zu verstehen, welche Schwächen die Engines heute noch aufweisen.
Aus meiner Erfahrung sind das drei Phänomene:
a) wenig Unterstützung bei der Eröffnungswahl durch die Rechner,
b) Schwierigkeiten bei der Abschätzung von Endspielen, z.B. Unterschätzung der Remisbreite bei Turmendspielen und
c) ein drittes Phänomen, das ich hier genauer beleuchten möchte.
Es lässt sich so beschreiben:
Nach meiner Erfahrung meinen einige Engines, dass man als materiell benachteiligte Partei ein sich bietendes Dauerschach oder eine Zugwiederholung eingehen müsste, auch wenn man die Möglichkeit hat, gefahrlos einige Veränderungen an der Stellung herbeizuführen und eigentlich immer das Dauerschach oder eben die Zugwiederholung als Rückfalllösung besitzt.
In Reinform kann man so etwas natürlich in der Studie oder im Schachproblem sehen. Nehmen wir gleich den Extremfall von Halumbirek (Schach 1955).
Die Aufgabe lautet Matt in 130.
Diese Aufgabe ist von Menschen viel eher lösbar als von Rechnern. Probiert euch mal dran! Wenn wir mit dieser Aufgabe durch sind, gibt es dann einen zweiten Teil, in dem ich vorführe, wie einer der Rostocker Fernschachasse sich dies zunutze macht.
Diese Frage können die Fernschachfreunde aus Rostock uns nun beantworten, die "den Pott" nach MV geholt haben. Danke übrigens an Stefan für den Hinweis!
"Fernschach-" werden einige Fragen, "ist das nicht schon lange den Remistod gestorben?"
Aber nein - immerhin knapp jede dritte Partie war resultativ. Das geht noch in Ordnung. Wichtig ist dabei wohl, zu verstehen, welche Schwächen die Engines heute noch aufweisen.
Aus meiner Erfahrung sind das drei Phänomene:
a) wenig Unterstützung bei der Eröffnungswahl durch die Rechner,
b) Schwierigkeiten bei der Abschätzung von Endspielen, z.B. Unterschätzung der Remisbreite bei Turmendspielen und
c) ein drittes Phänomen, das ich hier genauer beleuchten möchte.
Es lässt sich so beschreiben:
Nach meiner Erfahrung meinen einige Engines, dass man als materiell benachteiligte Partei ein sich bietendes Dauerschach oder eine Zugwiederholung eingehen müsste, auch wenn man die Möglichkeit hat, gefahrlos einige Veränderungen an der Stellung herbeizuführen und eigentlich immer das Dauerschach oder eben die Zugwiederholung als Rückfalllösung besitzt.
In Reinform kann man so etwas natürlich in der Studie oder im Schachproblem sehen. Nehmen wir gleich den Extremfall von Halumbirek (Schach 1955).
Die Aufgabe lautet Matt in 130.
Diese Aufgabe ist von Menschen viel eher lösbar als von Rechnern. Probiert euch mal dran! Wenn wir mit dieser Aufgabe durch sind, gibt es dann einen zweiten Teil, in dem ich vorführe, wie einer der Rostocker Fernschachasse sich dies zunutze macht.
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Dienstag, 1. Juni 2010
Fernschacherinnerungen Teil 3
losso, 15:36h
In meinem Duell mit dem Dänen Kirstein kam es nach den Zügen
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. g3 c5 4. Sf3 cxd4 5. Sxd4 Lb4+ 6. Sc3 O-O 7. Lg2 d5 8. cxd5 Sxd5 9. Db3 Sa6 10. O-O Sxc3 11. bxc3 Le7
zu folgender Stellung:
Nach allem, was ich zu dieser Variante gesehen habe, wäre ich alles andere als begeistert, wenn ich hier die schwarzen Steine führen müsste.
Ich musste wieder an diese Partie denken, als Kramnik in Bonn die einzige Partie gegen Anand mit dieser Eröffnung (bis zum 9. Zug) gewann.
12. Td1 Sc5 13. Dc4 e5 14. La3
Alles bekannt und mehrfach gespielt, aber für denjenigen, der die Variante nicht kennt, eventuell nicht leicht nachzuvollziehen. 13.-e5 sieht ja fast wie ein Figurengewinn aus, aber die Gegendrohung 14. La3 sichert Weiß ein +=, dass sich in einer Fernpartie sehr komfortabel spielt. Jetzt ist 14.-exd4 einfach schlecht wegen 15. Lxc5, z.B. 15.-Lxc5 16. Dxc5 De8 17. cxd4 Dxe2 und Schwarz wird große Probleme haben, die Entwicklung zu beenden.
Überhaupt ist festzustellen, dass in vielen Varianten ein Traumszenario für den weißen Fianchettoläufer entsteht.
14.-Da5
Hier stand ich nun am Scheideweg. Nach langer Analyse fand ich einen Weg, um etwas Greifbares zu erlangen.
15. Db4!
Keine Neuerung, sondern schon von Gelfand und Zvjaginsev gespielt. Aber mE die richtige Wahl.
15.-Dxb4 16. Lxb4 Lg4
Damit sind wir in der Blindpartie zwischen Gelfand und Leko gelandet. Gelfand spielte 17. h3 und die Partie endete remis.
In Zvjaginsev-Solzhenkin wurde noch das Zugpaar 16.-a5 17. La3 eingefügt, bevor 17.-Lg4 folgte. Aber auch dann ist 18. Sb3 stark.
17. Sb3!N
Erst das ist die Neuerung. Der Be2 ist völlig irrelevant. Die Fesselung und die gefährdeten schwarzen Bauern am Damenflügel zählen.
17.-Sxb3
Geringfügig chancenreicher war wohl 17.-Tac8, z.B. 18. Sxc5 Lxc5 19. Lxb7 Tc7 20. Lf3 und vielleicht kann Schwarz das Endspiel halten.
18. axb3 Lxb4 19. cxb4
Ich sprach eben von Traumszenarien des weißen Fianchettoläufers. Diese Stellung zählt dazu. Ich möchte nicht sagen, dass sie bereits für Weiß gewonnen ist, aber in der praktischen Fernpartie unheimlich schwer zu verteidigen.
19.-a6?
Wickelt in ein Endspiel ab, das verloren sein dürfte. 19.-Tfd8 war vorzuziehen. Es entstehen sehr lange Varianten, die manchmal mit einem Mehrdoppelbauern für mich enden, was eventuell nicht zum Sieg reicht.
20. Lxb7 Ta7 21. Lxa6 Txa6 22. Txa6 Lxe2 23. Tda1 Lxa6 24. Txa6
Das eben Geschriebene gilt hier wohl nicht. Hier wird der Mehrdoppelbauer wohl zum Sieg reichen. Ein Tempo geht schließlich noch wegen der schwarzen Grundreihe drauf.
24.-Tb8 25. Ta5 f6 26. b5 Kf7 27. Kf1 Ke6 28. Ke2 Kd5 29. Kd3
Die kritische Stellung des Endspiels. Wenn ich es schaffe, die zwei Bauern am Damenflügel gegen zwei am Königsflügel zu tauschen, ist es meist gewonnen für mich, da der sK schon weit herausgelockt worden ist. Ich glaube hier nicht an die Rettung des Schwarzen.
29.-g6?! 30. Kc3 Kc5
Schwarz musste die Optimalstellung des wK auf b4 verhindern. Doch jetzt geht es den Königsflügelbauern an den Kragen.
31. Ta6 f5 32. Ta7 Kxb5 33. Txh7
Ein Bauer ist getauscht. Selbst wenn Schwarz den Bb3 gewinnen sollte, dürfte ihn das genügend beschäftigen, um auf seinem Königsflügel tabula rasa zu machen.
33.-Tc8+ 34. Kd2 Td8+ 35. Ke2 Tc8 36. Te7
Immer wenn jetzt e4 kommt, nimmt mein Turm die Optimalstellung auf e6 ein. Der nächste Zug ist auch laut Rybka der Stärkste, aber eigentlich mit der Aufgabe gleichzusetzen, denn danach wird es trivial.
36.-Kb4 37. Txe5 Kxb3 38. h4
Wenn jetzt der sK auf g7 stünde, wäre alles okay bei Schwarz.
38.-Kc4 39. Ke3 Tc6 40. Kf4 1-0
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. g3 c5 4. Sf3 cxd4 5. Sxd4 Lb4+ 6. Sc3 O-O 7. Lg2 d5 8. cxd5 Sxd5 9. Db3 Sa6 10. O-O Sxc3 11. bxc3 Le7
zu folgender Stellung:
Nach allem, was ich zu dieser Variante gesehen habe, wäre ich alles andere als begeistert, wenn ich hier die schwarzen Steine führen müsste.
Ich musste wieder an diese Partie denken, als Kramnik in Bonn die einzige Partie gegen Anand mit dieser Eröffnung (bis zum 9. Zug) gewann.
12. Td1 Sc5 13. Dc4 e5 14. La3
Alles bekannt und mehrfach gespielt, aber für denjenigen, der die Variante nicht kennt, eventuell nicht leicht nachzuvollziehen. 13.-e5 sieht ja fast wie ein Figurengewinn aus, aber die Gegendrohung 14. La3 sichert Weiß ein +=, dass sich in einer Fernpartie sehr komfortabel spielt. Jetzt ist 14.-exd4 einfach schlecht wegen 15. Lxc5, z.B. 15.-Lxc5 16. Dxc5 De8 17. cxd4 Dxe2 und Schwarz wird große Probleme haben, die Entwicklung zu beenden.
Überhaupt ist festzustellen, dass in vielen Varianten ein Traumszenario für den weißen Fianchettoläufer entsteht.
14.-Da5
Hier stand ich nun am Scheideweg. Nach langer Analyse fand ich einen Weg, um etwas Greifbares zu erlangen.
15. Db4!
Keine Neuerung, sondern schon von Gelfand und Zvjaginsev gespielt. Aber mE die richtige Wahl.
15.-Dxb4 16. Lxb4 Lg4
Damit sind wir in der Blindpartie zwischen Gelfand und Leko gelandet. Gelfand spielte 17. h3 und die Partie endete remis.
In Zvjaginsev-Solzhenkin wurde noch das Zugpaar 16.-a5 17. La3 eingefügt, bevor 17.-Lg4 folgte. Aber auch dann ist 18. Sb3 stark.
17. Sb3!N
Erst das ist die Neuerung. Der Be2 ist völlig irrelevant. Die Fesselung und die gefährdeten schwarzen Bauern am Damenflügel zählen.
17.-Sxb3
Geringfügig chancenreicher war wohl 17.-Tac8, z.B. 18. Sxc5 Lxc5 19. Lxb7 Tc7 20. Lf3 und vielleicht kann Schwarz das Endspiel halten.
18. axb3 Lxb4 19. cxb4
Ich sprach eben von Traumszenarien des weißen Fianchettoläufers. Diese Stellung zählt dazu. Ich möchte nicht sagen, dass sie bereits für Weiß gewonnen ist, aber in der praktischen Fernpartie unheimlich schwer zu verteidigen.
19.-a6?
Wickelt in ein Endspiel ab, das verloren sein dürfte. 19.-Tfd8 war vorzuziehen. Es entstehen sehr lange Varianten, die manchmal mit einem Mehrdoppelbauern für mich enden, was eventuell nicht zum Sieg reicht.
20. Lxb7 Ta7 21. Lxa6 Txa6 22. Txa6 Lxe2 23. Tda1 Lxa6 24. Txa6
Das eben Geschriebene gilt hier wohl nicht. Hier wird der Mehrdoppelbauer wohl zum Sieg reichen. Ein Tempo geht schließlich noch wegen der schwarzen Grundreihe drauf.
24.-Tb8 25. Ta5 f6 26. b5 Kf7 27. Kf1 Ke6 28. Ke2 Kd5 29. Kd3
Die kritische Stellung des Endspiels. Wenn ich es schaffe, die zwei Bauern am Damenflügel gegen zwei am Königsflügel zu tauschen, ist es meist gewonnen für mich, da der sK schon weit herausgelockt worden ist. Ich glaube hier nicht an die Rettung des Schwarzen.
29.-g6?! 30. Kc3 Kc5
Schwarz musste die Optimalstellung des wK auf b4 verhindern. Doch jetzt geht es den Königsflügelbauern an den Kragen.
31. Ta6 f5 32. Ta7 Kxb5 33. Txh7
Ein Bauer ist getauscht. Selbst wenn Schwarz den Bb3 gewinnen sollte, dürfte ihn das genügend beschäftigen, um auf seinem Königsflügel tabula rasa zu machen.
33.-Tc8+ 34. Kd2 Td8+ 35. Ke2 Tc8 36. Te7
Immer wenn jetzt e4 kommt, nimmt mein Turm die Optimalstellung auf e6 ein. Der nächste Zug ist auch laut Rybka der Stärkste, aber eigentlich mit der Aufgabe gleichzusetzen, denn danach wird es trivial.
36.-Kb4 37. Txe5 Kxb3 38. h4
Wenn jetzt der sK auf g7 stünde, wäre alles okay bei Schwarz.
38.-Kc4 39. Ke3 Tc6 40. Kf4 1-0
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