Mittwoch, 30. Juni 2010
Post aus Rostock
losso, 23:43h
Zum ersten Mal habe ich eine e-Mail von einem Champions-League-Sieger bekommen ;o). Anbei Thomas' Kommentar zu meinen Ausführungen:
Hallo Sven-Hendrik,
vielen Dank für die Glückwünsche und deinen netten Beitrag.
Im Wesentlichen liegst Du mit Deinen Überlegungen natürlich richtig.
Hier also ein paar Anmerkungen dazu:
Zu den Schwächen der Engines, bzgl. a) und c) stimme ich Dir absolut zu.
Bei Endspielen sehe ich das ein wenig anders, hier sind die Engines inzwischen doch sehr stark und es gibt nur wenige Stellungen, wo der Mensch noch überlegen ist.
Es sind aber offenbar noch einige Programmierfehler enthalten, z.B. ist dies bei Shredder in Turmendspielen ganz offensichtlich.
Als zusätzliche Schwäche sehe ich noch, das Programme anfällig gegen langfristige strategische Pläne (z.B. Königsangriff) sind und bei der Bewertung einiger eröffnungstypischer Stellungsbilder
(z.B. im Königs-Inder) Probleme haben.
Zur Partie: Natürlich greift hier Punkt c) Deiner Betrachtungen schon fast lehrbuchreif, ist aber m.E.
nicht die Ursache des Verlustes. Nach Le6 ist die schwarze Stellung in der Tat verloren, auch wenn
24....gxh5 weitaus mehr Widerstand geleistet hätte. Also liegt das eigentliche Problem in der
Eröffnungsbehandlung. Natürlich ist mit dieser Partie der Grünfeld-Inder nicht widerlegt, spiele ich
ja selber. Aber mein Gegner war 13.... Td8 von den gebräuchlichen Varianten (h6) abgewichen, er
schrieb nach der Partie, dass dies ein Gewinnversuch war.
Es gab eine relevante Vorgängerpartie Shipov-Dvoirys, 1996, die Weiß zwar gewonnen hatte, aber
wo Schwarz viele Möglichkeiten zu Verstärkungen hat, die zumindest Ausgleich garantieren, wie
ich schnell feststellte. So suchte ich nach einer Variante möglichst schnell von dieser Partie abzuweichen
und fand die Neuerung 15. Dc1!, danach hat Schwarz m.E. bereits große Probleme, so dass ich Td8
für einen Fehler halte.
[Anmerkung: Die Partie findet man hier.]
Schwarz hätte vielleicht im 21. oder 22. Zug Möglichkeiten gehabt abzuweichen, um Le6 zu verhindern, die Stellung war aber auch dann schlecht.
Le6 habe ich übrigens gefunden, als ich die Stellung nach 20...Da5 analysiert habe und mir h4 ins Auge sprang.
Man sieht, wenn in die Varianten hineingeht, sehr schnell, dass Weiß zumindest das Dauerschach hat und Problemlos nach Verstärkungen suchen kann. Hier greift dann das von Dir erkannte Phänomen.
Mein Gegner hatte Le6 übrigens völlig übersehen, wie er schrieb und bot nach fxe6 noch Remis an, weil auch er an das Dauerschach glaubte. Das beschriebene Phänomen tritt also auch bei Menschen auf, wenn auch nur gelegentlich.
Um eine letzte Frage zu beantworten. Ich habe wirklich keinen Rechenpark, nur einen einzigen Rechner und Das ist auch nicht das neueste Modell. Ein Superrechner gewinnt in der Ausgangsstellung vielleicht 1-2 HZ in der Berechnung, das kann aber locker kompensieren, wenn man die Varianten korrekt in die Tiefe analysiert.
Man darf nur nichts übersehen.....
Bei den Engines bemühe ich aber schon, auf dem neuesten Stand zu sein und bin da auch flexibel.
Beste Grüße
Thomas Schwetlick
Hallo Sven-Hendrik,
vielen Dank für die Glückwünsche und deinen netten Beitrag.
Im Wesentlichen liegst Du mit Deinen Überlegungen natürlich richtig.
Hier also ein paar Anmerkungen dazu:
Zu den Schwächen der Engines, bzgl. a) und c) stimme ich Dir absolut zu.
Bei Endspielen sehe ich das ein wenig anders, hier sind die Engines inzwischen doch sehr stark und es gibt nur wenige Stellungen, wo der Mensch noch überlegen ist.
Es sind aber offenbar noch einige Programmierfehler enthalten, z.B. ist dies bei Shredder in Turmendspielen ganz offensichtlich.
Als zusätzliche Schwäche sehe ich noch, das Programme anfällig gegen langfristige strategische Pläne (z.B. Königsangriff) sind und bei der Bewertung einiger eröffnungstypischer Stellungsbilder
(z.B. im Königs-Inder) Probleme haben.
Zur Partie: Natürlich greift hier Punkt c) Deiner Betrachtungen schon fast lehrbuchreif, ist aber m.E.
nicht die Ursache des Verlustes. Nach Le6 ist die schwarze Stellung in der Tat verloren, auch wenn
24....gxh5 weitaus mehr Widerstand geleistet hätte. Also liegt das eigentliche Problem in der
Eröffnungsbehandlung. Natürlich ist mit dieser Partie der Grünfeld-Inder nicht widerlegt, spiele ich
ja selber. Aber mein Gegner war 13.... Td8 von den gebräuchlichen Varianten (h6) abgewichen, er
schrieb nach der Partie, dass dies ein Gewinnversuch war.
Es gab eine relevante Vorgängerpartie Shipov-Dvoirys, 1996, die Weiß zwar gewonnen hatte, aber
wo Schwarz viele Möglichkeiten zu Verstärkungen hat, die zumindest Ausgleich garantieren, wie
ich schnell feststellte. So suchte ich nach einer Variante möglichst schnell von dieser Partie abzuweichen
und fand die Neuerung 15. Dc1!, danach hat Schwarz m.E. bereits große Probleme, so dass ich Td8
für einen Fehler halte.
[Anmerkung: Die Partie findet man hier.]
Schwarz hätte vielleicht im 21. oder 22. Zug Möglichkeiten gehabt abzuweichen, um Le6 zu verhindern, die Stellung war aber auch dann schlecht.
Le6 habe ich übrigens gefunden, als ich die Stellung nach 20...Da5 analysiert habe und mir h4 ins Auge sprang.
Man sieht, wenn in die Varianten hineingeht, sehr schnell, dass Weiß zumindest das Dauerschach hat und Problemlos nach Verstärkungen suchen kann. Hier greift dann das von Dir erkannte Phänomen.
Mein Gegner hatte Le6 übrigens völlig übersehen, wie er schrieb und bot nach fxe6 noch Remis an, weil auch er an das Dauerschach glaubte. Das beschriebene Phänomen tritt also auch bei Menschen auf, wenn auch nur gelegentlich.
Um eine letzte Frage zu beantworten. Ich habe wirklich keinen Rechenpark, nur einen einzigen Rechner und Das ist auch nicht das neueste Modell. Ein Superrechner gewinnt in der Ausgangsstellung vielleicht 1-2 HZ in der Berechnung, das kann aber locker kompensieren, wenn man die Varianten korrekt in die Tiefe analysiert.
Man darf nur nichts übersehen.....
Bei den Engines bemühe ich aber schon, auf dem neuesten Stand zu sein und bin da auch flexibel.
Beste Grüße
Thomas Schwetlick
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