Mittwoch, 8. Juni 2011
Ein Beispiel aus der Praxis - Läuferendspiele und -studien Teil 4
Die folgende Stellung habe ich in einem Endspielbuch von Awerbach gefunden mit Schwarz am Zug. Ich meine, es war Lissizyn - Löwenfisch. Nach dem Studium von Awerbachs Analyse fand ich sie durchaus illustrativ. Das sehe ich inzwischen etwas anders und kann immer noch keine hundertprozentige Beurteilung abgeben.



Der folgende schwarze Zug ist instruktiv. Danach hat Weiß im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, die eine spielte Weiß und verlor bald, aber bei der anderen bin ich noch nicht ganz sicher, ob die weißen Verteidigungsressourcen nicht doch gerade noch so ausreichen.
Wer hat Lust mal hineinzuschauen?

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Wäre ich mit Schwarz am Zug, würde ich sicher 1.-Lf6 spielen. Weiß muss dann entweder Kf4 oder b4 zulassen. Über alles weitere habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

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Meine Gedanken...
..hat mibu da schon formuliert. Leider fehlt mir momentan die Zeit, sowas genauer zu analysieren, aber es ist definitv eine Stellung, die man mit Schwarz kneten kann.

Zu den weißen Möglichkeiten: Sinnvoll sieht auf den ersten Blick für mich nur Lg3 (entbindet den König von der Pflicht, f4 zu decken) aus.

Ein Zug wie Ke2 widerstrebt mir und sonst sehe ich auf Anhieb keinen Zug.

Tiefgründig (oder schwachsinnig) wäre noch die Prüfung von 1.Lf2 nebst 2.Lg3, um den schwarzen b-Bauern zu locken. Sowas muss man aber wirklich genau berechnen...

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Erstmal grundsätzlich
Ohne Läufer wäre Weiß verloren. Ohne schwarzen b-Bauern wäre Weiß gerettet, sofern er h1 erreicht.

Das sind erst einmal wichtige Feststellungen.

1.-Lf6 ist klar, der Grund auch. Nach 2.Lg3 wird es spannend. Man landet nach ein paar Zügen nahezu zwangsläufig hier bei schwarzem Zugrecht:

Hier finde ich keinen klaren Gewinn für Schwarz. Stünde der Lf2 auf f4, gewönne übrigens 6.-Kc5 mit interessanter Technik.

Lissizyn spielte 1.f4 - was ist damit?

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Vorschläge im Blitz-Modus:
In der Diagrammstellung des Kommentars x.-Ke6.
Nach 2.f4 reicht Kg4 wegen Ke4 wohl nicht, also Le7.

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Sehr schön...
...mit der Einschätzung zu 2.f4 Kg4 befindest Du Dich in guter Gesellschaft von Awerbach. Sie ist allerdings falsch: 3.Ke4 Le7 4.f5 (4.Ke5? b4!) 4.-Lf6 5.Kd5 Kxf5 6.Kc6 Kg4 7.Kxb5 Lxh4 gibt Awerbach als Variante, hält die Endstellung nach Vermeidung des Läufertausch 8.La5 allerdings für remis, da er hier nur 8.-Lg3 betrachtet. Sie ist jedoch für Schwarz gewonnen.


(Analysediagramm: Weiß am Zug, Schwarz gewinnt.)

Nach 8.La5 gewinnen Lg5,Lf6,Le7, z.B. 8.-Lg5 9.Le1 Lf4 10.Kc4 Lg3 etc. Dass der Endspielexperte Awerbach einen dermaßen elementaren Fünfsteiner falsch einschätzte, ist schon überraschend.

Allerdings kam Löwenfisch auch mit 2.-Lb2 zum Ziel. Die weißen Waffen im Tempokampf sind stumpf: 3.Ld2 Lg7 4.Lb4 Lf6 5.Le1 Le7 Zugzwang

6.Kf3 Ld6 7.Ld2 Lc7 und der nächste Zugzwang. Weiß gab nun den f-Bauern auf. 8.Lc3 Lxf4 9.Lb4 Le5 10.La5 Lf6 11.Le1 Le7

Schon wieder Zugwang. Es ist vorbei, Weiß kann nicht Lxh4, b4 und Ke4 gleichzeitig verhindern.
12.Kg3 Ke4 und Schwarz gewann bald.

Zur Diagrammstellung meines vorherigen Kommentars:
6.-Ke6 scheitert unmittelbar an der hübschen Parade 7.Lc3.

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Wie gesagt - Blitzmodus...
... und in dem rechne ich nur in Ausnahmefällen sieben oder acht Züge weit.
a) Einverstanden, dennoch frage ich mich, ob Le7 nicht einfacher ist als direkt Kg4, führt es doch zu der Partievariante nach 5.-Le7. (Die Gesellschaft von Löwenfisch ist ja fast noch ehrenvoller als die von Awerbach...)
b) Mit Lc3 stimmt etwas nicht, da der L im Dia auf f2 und nicht auf e1 steht. Kann natürlich sein, dass das Dia falsch ist und nicht der Zug Lc3.

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zu a):
Aus praktischen Gesichtspunkten kann ich die Entscheidung Löwenfischs gut verstehen. Dass Awerbach aber in der Analyse daneben liegt, ist hingegen nicht besonders begnadet.

zu b):
Sorry, hier hab ich mich im Variantengestrüpp verrannt. Aber auch so kommt Schwarz nicht so recht am Königsflügel weiter. Ein Beispiel ist 6.-Ke6 7.Le1 Kf5 8.Lg3 und 8.-Le5 scheitert an 9.Lxe5=, während nach 7.-Le5 8.Ld2 Kf5 der Zug 9.Lg5 rettet.

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