Sonntag, 28. August 2011
Konstruktionsaufgaben
Am Freitag habe ich in meinem Verein zwei Mannschaften gegeneinander antreten lassen mit Schachknobeleien. Nach ein paar Miniretros (z.B. setze den schwarzen König ein, dann Matt in 1 oder setze einen weißen Bauern ein, so dass die Stellung illegal ist) haben die Mannschaften auch Konstruktionsaufgaben bekommen, die ich hier mal posten möchte.

Voraussetzungen: Es sollen drei Matt in zwei und ein Matt in eins konstruiert werden. In der Stellung ist Weiß am Zug, steht nicht im Schach und hat nur einen Gewinnzug, der bei den Zweizügern. optimalerweise auch nicht Schach gibt. Zudem sind Themen zu erfüllen und man muss mit möglichst wenig bzw. möglichst günstigem Material auskommen. Anbei die Wertigkeit der Figuren wD=10 wT=7 wL=4 wS=4 wB=2 sD=8 sT=5 sL=3 sS=3 sB=1.

1. Aufgabe
Thema Zugzwang: Der weiße Schlüsselzug droht kein Matt.

2. Aufgabe
Thema Schachprovokation: In der Ausgangsstellung hat Schwarz, wenn er am Zug wäre, kein Schach; der Schlüsselzug ermöglicht jedoch ein schwarzes Schach.

3. Aufgabe
Die Aufgabe soll folgende Lösung haben:
1.Tf4 droht 2.Ta7#
1.-Dxf4+ 2.Tb4#
1.-Dd7+ 2.Txd7#
1.-Dd1+ 2.Tb3

4. Aufgabe (Matt in eins)
In der legalen Stellung gibt es für beide Parteien zusammen nur einen einzigen Zug (nämlich einen weißen Zug) und dieser setzt matt.

Von den Ergebnissen der beiden Mannschaften war ich begeistert. Jede Mannschaft hat in zwei der 4 Aufgaben den wahrscheinlichen Bestwert erreicht:
Die erste Aufgabe wurde mit 5 Wertigkeitspunkten erledigt, die zweite mit 9. Die dritte hat eine Partei mit 30 Punkten erledigt, die andere Mannschaft hätte noch einen schwarzen Bauern sparen können und lag somit mit 31 knapp dahinter. Die 4. Aufgabe wurde mit 9 Punkten gelöst.
Vor allem die Lösungen zu den Aufgaben 2 und 4 haben mich beeindruckt. Dass die Mannschaften in so begrenzter Zeit mit einer derart guten Lösung dienen konnten (für die Konstruktionen plus 5 kleine Retroaufgaben hatten die Mannschaften aus je 3 Spielern zwischen 1300 und 2000 1,5 Stunden Zeit), hatte ich nicht erwartet. Bei 4 hat die bessere Mannschaft auch eine Lösung mit 8 Werteinheiten gehabt, dann aber selber festgestellt, dass diese illegal ist. Eine gute Leistung für Normalschachspieler!

Wer möchte, kann sich ja selber mal probieren. Oder aber mein kleines Konstruktionsexperiment mal im eigenen Schachverein ausprobieren.

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Bei Aufgabe 2 dürften 6 Punkte das Minimum sein:

Kd1, La3 - Ka1, Ba2, Bb3

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Ja, das dürfte...
...stimmen, danke für den Beitrag. Ich hätte das auch akzeptiert, auch wenn hier eigentlich von Schachprovokation keine Rede sein kann, kommt der Schwarze doch nur seiner schnöden Zugpflicht nach. (Der Schlüssel "ermöglicht" sozusagen nicht nur das Schach, er erzwingt es.)

Die abgelieferte Lösung Ka6, Bb7, Se7 - Kb8, Sa7 hat zwar auch einen Königszug als Schlüssel, aber trifft das Thema deutlich besser.

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Man könnte noch einen schwarzen Bauern auf f5 oder sonst irgendwo hinzufügen - dann haben wir keinen Zugzwang mehr. Ästhetisch wird das "Problem" dadurch natürlich keinen Deut besser, aber das liegt nicht an der Schachprovokation durch Zugzwang, sondern daran, daß Schwarz sich gegen die weiße Drohung schlichtweg nicht wehren kann.

Dafür habe ich hier noch eine nette Kombination von Zugzwang und Schachprovokation:

Kc2, Sc1, Bb2 - Ka1, Ba2, Ba4

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Schöne Schachkleinkunst!

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Für Nummer 1 biete ich mal Kc2 Ba2g7 - Ka1 Bc3 an. Lösung 1.g8T logischerweise.
Nr. 4: Ka8 Ba7b6c7d6 - Kc8 Bd7.

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Die Unterverwandlung ist sicher eleganter,
aber die Probanden dürften die 5-Punkte-Lösung zu 1 sicher mit dem Material wie ich aufgebaut haben: Kc1 Sa6 - Ka1 Ba3.

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So ist es, MiBu
@frich: Die Nr. 4 steht genau so in der Schwalbe, aber die Probanden fanden eine gleichwertige Alternative mit wKh6 Bh5f5g6h7, sKh8 Bf6.
Sie stellten dabei bemerkenswerterweise selbständig fest, dass wKh6 Bh5g5g6h7, sKh8 illegal ist.

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Die Unterverwandlung
widerspricht leider der Bedingung, dass Weiß nur einen Gewinnzug hat, ansonsten hätte man diese noch sparsamer umsetzen können mit
W: Kc6, Bc7 - S: Ka7

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