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Sonntag, 12. Dezember 2010
Gemischte Gefühle...
losso, 21:09h
...hat man nach einer Partie wie der heutigen. Seit Wochen bin ich nun wiederholt gesundheitlich angeschlagen und erwartete für den heutigen Tag nicht viel. Ich hatte sogar in Betracht gezogen, früh remis zu bieten.
Doch es sprach auch einiges dagegen:
Mein Gegner hat letztes Jahr gegen mich ziemlich glatt verloren und hat insgesamt aufgrund seines inzwischen recht hohen Alters einiges an Schlagfertigkeit verloren. Daher dachte ich, eventuell auch an einem schlechten Tag gegen ihn gewinnen zu können. Und er war wirklich sehr schlecht:
Weiß hatte gerade 17.f3 gespielt. Ich spielte 17.-Lh3?, um nach 18.Tf2 zu merken, dass ich gerade eine Figur eingestellt habe. Es ist tragikomisch: Ich habe einen ganzen Zug Zeit, aber gegen die beiden Drohungen 19.Kh1 (hatte ich gesehen) und 19.f4 (hatte ich komplett übersehen) bin ich hier machtlos. Ich hielt 17.f3 mit jeweils 50%iger Wahrscheinlichkeit entweder für a)eine Falle oder für b)Zufall.
Ich suchte also eine Variante, in der ich noch einen Hauch Gegenspiel für den Klotz habe und spielte 18.-Sf6, um nach 19.Kh1? festzustellen, dass b) zutraf.
Glücklich davon gekommen fing ich an, meine Stellung immer besser werden zu lassen, was hierin kulminierte:
Hier kam es dann zu einer Fehlentscheidung. Es gibt hier eine absolut fantastische Gewinnvariante beginnend mit 30.-Dc5!. Nach 31.Dc2 gibt es einen überraschenden Weg, zwei Leichtfiguren für einen Turm zu gewinnen.
Ich spielte hier 30.-Lxc4, was soliden Vorteil verspricht. Es kam 31.Dxc4 Dxc4 32.Lxc4 b5 mit Bauerngewinn. Besser wäre gewesen, auf den Bauern vorerst zu verzichten und mit 31.-Tc5 auf eine Steigerung der Aktivität der Figuren zu setzen. Aber das ist für einen Menschen unheimlich schwierig. Außerdem ist 32.-Txa4 wohl genauer. So stellte sich nach weiterem 33.Lf1 bxa4 34.Ta3 heraus, dass der Mehrbauer kaum zu halten ist, da er auf einem weißen Feld festsitzt. Und so kam es, wie es kommen musste und wir landeten hier:
Ausgeglichener geht es kaum. Ich wunderte mich allerdings, dass er hier den Turmtausch mit 42.Tc4 forcierte, denn mit Turmtausch spielt meine Schwäche auf d6 keine Rolle mehr und er bleibt mit dem schlechten Läufer zurück. Ist eigentlich akademisch, da die Remisbreite hier wohl ziemlich groß ist. Ich entschied mich hier, das Endspiel auszuspielen.
42.-Txc4 43.Lxc4 Sb6 44.Lb5 f5 45.g3 Kf6 46.h4 h6 47.g4 fxg4 48.fxg4 g5 49.h5 mit Remisgebot.
Aber mein Entschluss, weiterzuspielen stand und ich merkte, dass ich hier durchaus noch etwas probieren kann. Alle seine Bauern stehen auf weiß. Ich wollte jetzt meinen Springer nach f6 bringen, dann wird sein Läufer wohl nach f3 oder f5 gehen und muss dort bleiben. Vielleicht schaffe ich es dann ja, eine Umgehung hinzubekommen. Ich muss allerdings Stellungen vermeiden, in denen mein Springer auf e7 und sein Läufer auf e6 steht.
Und es funktionierte ganz gut:
49.-Ke7 50.Ke3 Ke8 51.Kd3 Sc8 52.Kc3 Kc7 53.Kb4 Se7 54.Le8 Sg8 55.Lg6 Kb6 56.Lf5 Sf6
Erste Etappe erreicht. Er muss Platz machen.
57.Kc4 Ka5 58.Kc3 Kb5 59.Kb3 Kc5 60.Kc3 Se8 61.Lc8 Sc7
Die Dinge haben sich gut für mich entwickelt. Jetzt ist es vielleicht immer noch remis, aber Weiß kann hier schon sehr gut fehlgreifen. Der einzige Zug, der nicht umgehend verliert, ist hier 62.Ld7. Ich schrieb gerade, dass Weiß hier sehr gut fehlgreifen kann, aber so extrem wie es kam, hatte ich es nicht erwartet:
62.La6?? Sxa6 0-1 und es stand 4,5:1,5 für uns, Endstand 4,5:3,5. Autsch!
P.S. Bei dem Niveau, das ich hier abliefere, muss ich definitiv bald wieder mehr Studien und Probleme bringen, damit hier wieder schachliche Schönheit einkehrt.
Doch es sprach auch einiges dagegen:
Mein Gegner hat letztes Jahr gegen mich ziemlich glatt verloren und hat insgesamt aufgrund seines inzwischen recht hohen Alters einiges an Schlagfertigkeit verloren. Daher dachte ich, eventuell auch an einem schlechten Tag gegen ihn gewinnen zu können. Und er war wirklich sehr schlecht:
Weiß hatte gerade 17.f3 gespielt. Ich spielte 17.-Lh3?, um nach 18.Tf2 zu merken, dass ich gerade eine Figur eingestellt habe. Es ist tragikomisch: Ich habe einen ganzen Zug Zeit, aber gegen die beiden Drohungen 19.Kh1 (hatte ich gesehen) und 19.f4 (hatte ich komplett übersehen) bin ich hier machtlos. Ich hielt 17.f3 mit jeweils 50%iger Wahrscheinlichkeit entweder für a)eine Falle oder für b)Zufall.
Ich suchte also eine Variante, in der ich noch einen Hauch Gegenspiel für den Klotz habe und spielte 18.-Sf6, um nach 19.Kh1? festzustellen, dass b) zutraf.
Glücklich davon gekommen fing ich an, meine Stellung immer besser werden zu lassen, was hierin kulminierte:
Hier kam es dann zu einer Fehlentscheidung. Es gibt hier eine absolut fantastische Gewinnvariante beginnend mit 30.-Dc5!. Nach 31.Dc2 gibt es einen überraschenden Weg, zwei Leichtfiguren für einen Turm zu gewinnen.
Ich spielte hier 30.-Lxc4, was soliden Vorteil verspricht. Es kam 31.Dxc4 Dxc4 32.Lxc4 b5 mit Bauerngewinn. Besser wäre gewesen, auf den Bauern vorerst zu verzichten und mit 31.-Tc5 auf eine Steigerung der Aktivität der Figuren zu setzen. Aber das ist für einen Menschen unheimlich schwierig. Außerdem ist 32.-Txa4 wohl genauer. So stellte sich nach weiterem 33.Lf1 bxa4 34.Ta3 heraus, dass der Mehrbauer kaum zu halten ist, da er auf einem weißen Feld festsitzt. Und so kam es, wie es kommen musste und wir landeten hier:
Ausgeglichener geht es kaum. Ich wunderte mich allerdings, dass er hier den Turmtausch mit 42.Tc4 forcierte, denn mit Turmtausch spielt meine Schwäche auf d6 keine Rolle mehr und er bleibt mit dem schlechten Läufer zurück. Ist eigentlich akademisch, da die Remisbreite hier wohl ziemlich groß ist. Ich entschied mich hier, das Endspiel auszuspielen.
42.-Txc4 43.Lxc4 Sb6 44.Lb5 f5 45.g3 Kf6 46.h4 h6 47.g4 fxg4 48.fxg4 g5 49.h5 mit Remisgebot.
Aber mein Entschluss, weiterzuspielen stand und ich merkte, dass ich hier durchaus noch etwas probieren kann. Alle seine Bauern stehen auf weiß. Ich wollte jetzt meinen Springer nach f6 bringen, dann wird sein Läufer wohl nach f3 oder f5 gehen und muss dort bleiben. Vielleicht schaffe ich es dann ja, eine Umgehung hinzubekommen. Ich muss allerdings Stellungen vermeiden, in denen mein Springer auf e7 und sein Läufer auf e6 steht.
Und es funktionierte ganz gut:
49.-Ke7 50.Ke3 Ke8 51.Kd3 Sc8 52.Kc3 Kc7 53.Kb4 Se7 54.Le8 Sg8 55.Lg6 Kb6 56.Lf5 Sf6
Erste Etappe erreicht. Er muss Platz machen.
57.Kc4 Ka5 58.Kc3 Kb5 59.Kb3 Kc5 60.Kc3 Se8 61.Lc8 Sc7
Die Dinge haben sich gut für mich entwickelt. Jetzt ist es vielleicht immer noch remis, aber Weiß kann hier schon sehr gut fehlgreifen. Der einzige Zug, der nicht umgehend verliert, ist hier 62.Ld7. Ich schrieb gerade, dass Weiß hier sehr gut fehlgreifen kann, aber so extrem wie es kam, hatte ich es nicht erwartet:
62.La6?? Sxa6 0-1 und es stand 4,5:1,5 für uns, Endstand 4,5:3,5. Autsch!
P.S. Bei dem Niveau, das ich hier abliefere, muss ich definitiv bald wieder mehr Studien und Probleme bringen, damit hier wieder schachliche Schönheit einkehrt.
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