Donnerstag, 13. Dezember 2012
Pläne
Ich habe ein hübsches Partiefragment von Frank Richter bekommen, das ich hier gerne vorführe. Ich habe noch ziemlich viel auf Halde, bei dem ich einfach nicht dazu komme, es hier einzustellen und hoffe einfach mal auf die Zeit zwischen den Jahren.

Doch nun zu Franks Partie.
Im Ligabetrieb hatte er Weiß gegen Felix Schmekel.

Die folgenden Züge sind ein typisches Beispiel dafür, dass im Amateurschach ein Plan nicht zwangszweise mit einer Stellungsverbesserung für denjenigen, der ihn fasst, verbunden ist.
22.Dc3 Lc6 23.Da3?!
Diese Belagerung des a-Bauern erweist sich als wenig zweckmäßig. Kein guter Plan.
23.-Tfc8!

Der a-Bauer kann wegen 24.-Sc2 nicht genommen werden. Zudem bereitet Schwarz seinen nächsten Zug vor und zwar einen, den man regelmäßig übersieht.
24.Se1?
Konsequent, aber nicht gut. Nach dem eben gelesenen ist es klar, was er bezwecken soll, nämlich Sc2 aus der Stellung nehmen und damit 25.Txa5 drohen. Allerdings gibt es ein sehr großes Aber...
24.-Lf8!
Läuferrückzüge sind die am meisten übersehenen Züge, habe ich einmal gelernt. Nun ist Weiß in Schwierigkeiten.
25.Dc3!
Gerade noch rechtzeitig erweist sich der Weiße bereit zur Reue. Turmzüge scheitern samt und sonders am alten Bekannten Sc2.
25.-Lxc5 26.dxc5

Im Amateurschach ist das eine ganz gefährliche Stellung...und zwar für Schwarz. Zwar ist ein Turm normalerweise etwas mehr wert als ein Läufer, aber zum einen war der Läufer ein treuer Begleiter des schwarzen Königs, zum anderen ist ein forcierter Übergang in ein günstiges Endspiel nicht in Sicht. Zudem ist das Feld d4 eine schöne Operationsbasis für Weiß.
Und so wird diese Stellung zum Wendepunkt, wofür es noch einen weiteren Grund gibt: Weiß hat es hier ganz leicht, einen guten Plan zu finden, was für Schwarz nicht ganz so einfach ist.
26.-Db7 27.Dd4 De7 28.Ta3 Tcb8 29.Ld2

Hier müsste Schwarz schon eine Genauigkeit bringen, die man von einem Hobbyspieler nicht erwarten kann. Die Stellung ist objektiv ausgeglichen, aber mit Weiß spielt sich das richtig einfach: Am Damenflügel dicht halten, am Königsflügel den Alten erledigen.
29.-Dd8?
Das ist schon der entscheidende Fehler. Am besten war wohl 29.-Lb5.
30.Df4 Df8 31.Th3 Dg7 32.Txh6+ Kg8 33.Dh4

Der Tod lauert auf d2. Schwarz ist völlig hilflos.
33.-d4 34.Lg5 Sd5 35.Lf6 Sxf6 36.exf6 g5 37.Dh5 1-0

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Montag, 26. November 2012
Manchmal muss man keine guten Züge machen...
...es reicht, dem Gegner zu suggerieren, man würde dies tun.

Loßin-Kaufhold

Das ist die Stellung nach dem 34. Zug. Ich habe Weiß, bin am Zug, beide haben noch weniger als 2 Minuten auf der Uhr. Ich wollte hier 35.Txd4 spielen, sah aber gerade noch 35.-Se2+, also:

35.Te1 f6 36.Txd4 exd4 37.Kxf4

So weit so gut, wäre da nicht so ein "unbedeutendes" Zwischenschach auf h5, dass der Schwarze hier hätte einstreuen können.

Ansonsten war die ganze Zeitnotphase niedrigstes Schachniveau. Meinen Springer auf d6 hätte er beispielweise vorher schon ca. dreizügig abholen können, weil ich ihm keinen Rückzugsplatz gewährt habe. Gruselig, aber der volle Punkt blieb bei mir.

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Freitag, 16. November 2012
Pünktlich aufgehört
Da ich meine Wochenendpartie durchgängig in ziemlich langweiligen Remisbahnen hielt, zeige ich mal eine Kleinigkeit, die ich neulich fand. Dazu ein kurzer Blick zurück.

Als ich 1999 meine ELO in Bozen erspielte, saß mir in der ersten Runde der seinerzeit amtierende U18 Europameister Dennis de Vreugt gegenüber. Der sympathische Holländer war mit Harmen Jonkman und Ivo Timmermans in Harmens Jaguar angereist. Wir kamen ins Gespräch und gingen nach meiner Niederlage noch gemeinsam essen. In dem Lokal wurde nebenher die italienische Kegelmeisterschaft ausgespielt, aber das nur nebenbei.

Nachdem die ELO von Dennis von 2004 bis 2008 immer weiter sank, hat er das Schachspiel im Wesentlichen an den Nagel gehängt und spielt nur noch vereinzelt Partien. Interessanterweise ist auch Harmen kaum noch am Brett zu finden.
An das schöne Turnier in Südtirol durfte ich neulich zurück denken, als ich in einem Buch eine Kombi fand, bei der er auf der falschen Seite des Brettes saß.

de Vreugt-van der Wiel

Van der Wiel war hier mit den schwarzen Steinen am Zug und dass es Dennis mit Weiß hier nicht gut geht, zeigt schon der Blick auf den Lb1. Schwarz sorgte für eine schnelle Entscheidung, aber seht selbst.

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Mittwoch, 24. Oktober 2012
Endlich
Nach der vermaledeiten Saison letztes Jahr habe ich dieses Jahr den Auftakt mit einem Sieg begehen können. Und das gegen den wertungsstärksten Gegner.

Obwohl ich ahnte, dass es wohl einen Königsinder geben würde, stand ich schnell schlechter:

Loßin-Dämmig

Den Bauern auf c4 gegen den schwachen d6 zu tauschen, war natürlich eigentlich nicht mein Plan. Ich strebte nun nach Gegenspiel unter Bauernopfer.
14.Le3?! Scxe4?!
Genauer ist 14.-Sfxe4 15.Df4 f5, wonach es wohl ein glatter Minusbauer sein dürfte.
15.Df4 g5 16.Dc7
Immerhin ein bisschen Spiel für den Bauern. Und wer weiß, dachte ich mir, vielleicht wird der g5 mal schutzbedürftig.

Loßin-Dämmig

16.-Lf5?!
Ein dubioser Plan. Ich bekomme den Bauern zurück (es sei denn, Schwarz zieht gleich reumütig den Läufer zurück) bei gutem Spiel.
17.Sd4 Lg6 18.Dxb7 Tfe8?
Wahrscheinlich wollte mein Gegner Sxg3 drohen, aber am Ende hängt der Ta8, was ich während der Partie gar nicht bemerkte. Besser wäre 18.-Sxc3 gewesen.

Loßin-Dämmig

19.Sxc6?
Ein ärgerlicher Fehler. Einfach einen Turm nach c1 stellen und es sieht sehr gut aus für mich. Ich sah hier eben den Geist von Sxg3, der aber ganz einfach an fxg3 scheitert. Allerdings habe ich immer noch ein bisschen Vorteil.
19.-Sxc3 20.bxc3 Le4!
Ein wichtiges Entlastungsmanöver.

Loßin-Dämmig

Es folgen jeweils zweit- bis drittbeste Züge von beiden Seiten.

21.Lxe4 Sxe4 22.Ld4 Lxd4 23.cxd4 Sd6?!

Einerseits möchte Schwarz damit blockieren, aber andererseits zementiert das die Aktivität von weißer Dame und Springer.

24.Dd7 Te6

Loßin-Dämmig

Mein Gegner hatte nur noch wenig Zeit. Ich dachte kurz darüber nach, einen Turm nach c1 zu stellen, was hier auch objektiv die beste Wahl ist und beträchtlichen Vorteil verspricht. Ich entschied mich statt dessen dafür, ihn zu einem Fehler zu verleiten, was auch funktioniert.

25.Se5?! Dxd4?
Das hat wohl geklappt. In seiner Zeitnot hätte ich wohl instinktiv 25.-Dc8 versucht, was viel besser ist.
26.Sxf7! Df6 27.Sxg5!

Loßin-Dämmig

Ich wusste doch, dass der Bauer mal zum Problem für Schwarz wird...
Mit zwei Mehrbauern ging es ins Doppelturmendspiel, wo ich dann auch noch den h-Bauern gewann, aber an zwei Stellen noch Kleinigkeiten beachten musste.

Loßin-Dämmig

Wie schnell man im Doppelturmendspiel fehlgreifen kann, sieht man an folgender Variante:
51. Th6+ Kf5 52.Tf7+?? Kg4!

Loßin-Dämmig Variante

Es ist bereits Remis! Schwarz droht Kf3 mit Mattdrohungen auf der h-Linie. Das weiße Material sorgt für optimale Abschirmung. Beispiel:
53.Tg6+ Kf3 54.Tb7 Ta2+ 55.Kh3 Ta1 56.Tb2 Th1+ 57.Th2 Txh2+ 58.Kxh2 Ta2+ und der schwarze Turm muss nur auf der ersten und zweiten Reihe hin- und herwackeln. Sehr instruktiv!

51. Tg5!

Loßin-Dämmig

Lieber einen Bauern zurückgeben und auf der h-Linie mit dem Einzug drohen. Mein Gegner muss hier natürlich schon auf ein Wunder hoffen, spielte aber trickreich
51.-Ta2+ 52.Kh3 Txa4
Hängt jetzt nicht f4?
53.h5!
Die beste Lösung, nach 53.-Txf4 54.Tg6+ nebst zwei Turmschachs auf der b-Linie geht der Turm verloren. Ab jetzt war es einfach und nach dem 64. Zug 1-0

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Dienstag, 25. September 2012
Lesetipp
Thomas Brand ist Sachbearbeiter für Retro und Schachmathematik in der Schwalbe und damit einer der ganz großen Kenner in diesem Bereich. Auch er hat den Schritt in die Bloggerszene gewagt und seinen
Retroblog aus der Taufe gehoben.

Ich wünsche dem Autor viel Erfolg, bedanke mich an dieser Stelle, verlinkt worden zu sein und empfehle die Seite jedem Retrofan als Lesezeichen in den Favoriten.

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Dienstag, 18. September 2012
Keiner
Ich habe gestern bei der offenen Problemlöseweltmeisterschaft teilgenommen. Sie findet derzeit in Kobe in Japan statt.

Nicht, dass ich körperlich anwesend war, aber mein s#7 hatte im offenen Turnier die Startnummer 12. Unter den 65 Teilnehmern waren viele Lösegroßmeister. Gelöst hat das Stück keiner.

Ein Grund ist sicherlich, dass die anderen Stücke auch zum Teil sehr hart waren (ein h#5 hatte genau einen Löser, der dann auch das Turnier für sich entschied) und es ganz am Ende stand, aber im Nachhinein war es dann wohl doch nicht für einen solchen Wettbewerb geeignet. Besser wäre es eventuell im eigentlichen Weltmeisterschaftsturnier (die offene Weltmeisterschaft findet einen Tag vor den geschlossenen Teamwettkämpfen, in denen der eigentliche Weltmeister und der Mannschaftsweltmeister gekürt wird, statt) aufgetaucht, wo es dann wohl sicherlich ein paar Löser gegeben hätte, da es dann neben einem Selbstmattzwei- und einem Selbstmattdreizüger für 80(? - vielleicht waren es auch 90) Minuten zur Lösedisposition gestanden hätte. Vielleicht war es aber auch dafür zu schwer.

Ansonsten bin ich gespannt, wie das eigentliche Turnier ausgeht und drücke den deutschen Jungs die Daumen. Im offenen Turnier sahen Zude, Pfannkuche und überraschenderweise auch Czeremin mit den Plätzen 6, 8 und 10 sehr gut aus, während der stark eingeschätzte Tummes mit seinem 26. Platz sicher sehr unzufrieden ist.
Eine Besonderheit ist sicherlich die Anwesenheit des starken französischen Großmeisters Vachier-Lagrave, der im offenen Turnier bereits einen respektablen 13. Platz belegte. John Nunn nahm schon öfter (auch erfolgreich) teil, aber ein Over the board-Schachspieler mit einer ELO von fast 2700, ist schon eine Seltenheit im Problemschachzirkus.

Wen es interessiert, der schaue hier mal:
MatPlus zur Weltmeisterschaft in Kobe .

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Samstag, 8. September 2012
Finde den Fehler 4
Einen besonders hübschen Fehlplan gab es auch bei Ägypten gegen Serbien zu sehen. Die Paarung heißt Ezat-Perunovic.

Ezat-Perunovic

Schwarz steht schon etwas besser. Doch anstatt zu versuchen, den Laden dicht zu machen, ging Weiß hier lieber auf die Jagd, kam aber leider ohne König wieder heim.

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Mittwoch, 5. September 2012
Finde den Fehler 3
Einen habe ich noch.

Wir sind im Match Island gegen Iran an Brett 1. Hannes Stefansson hat als Weißer bereits einen Vorteil erspielen können, als sein schwarzer Kontrahent Ghaem Magami ihm mit einer verfehlten Entlastungsidee freundlich entgegenkam.

Stefansson-Ghaem Maghami

Mit welchem Zug verdarb Schwarz hier seine Stellung?

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Dienstag, 4. September 2012
Geometrie
Gehen wir noch einmal in Runde 5 zum Zweikampf zwischen Mazedonien und Brasilien.
GM Fier und GM Bogdanovski sitzen sich gegenüber und nach dem 55. Zug von Weiß (55.Tf2-d2) steht es so:
Fier-Bogdanovski

Bogdanovski mit Schwarz am Zug ließ sich die bietende Chance entgehen, aber Fier hatte einen ziemlich schlechten Tag erwischt und verlor nach einigen Fehlern noch.
Nach der Überschrift dürfte es nicht so schwer sein, die schwarze Abwicklung zu finden.

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Montag, 3. September 2012
Thematisch
Eine Überraschung war sicherlich der Sieg der Damen aus Vietnam über die USA. An Brett 1 spielte die Vietnamesin dabei einen Hybrid aus Damenläuferspiel und Colle-System, um schließlich Anna Zatonskih nach vorhergehendem Tausch auf c5 in diese Position
zu bringen.

Nguyen-Zatonskih

Sieht eigentlich nicht nach Nahkampf aus, was sich freilich gleich ändert. Weiß am Zug!

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