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Donnerstag, 23. Dezember 2010
Warum Selbstmatt? - Neudeutsch Teil 3
losso, 14:20h
Nun kommen wir zu einem Schritt, der für einen Problemisten sehr einfach vonstatten geht, für den Normalschachspieler jedoch eher schwierig erscheint:
Wir werden uns ab jetzt mit dem logisch-neudeutschen Selbstmattproblem befassen.
Zur Erinnerung: Selbstmatt ist de facto Schach paradox. Es gewinnt derjenige, der den anderen dazu zwingt, matt zu geben.
Im Selbstmatt lassen sich einige Motive darstellen, die im Direktspiel nicht so einfach umsetzbar sind, z.B.:
Störende Kraft eines Steins kann im Direktspiel eigentlich nur Patt bedeuten, während im Selbstmatt eine mehrfache Überdeckung eines Feldes störend sein kann.
Im direkten Spiel ist es gar kein Problem, dass h7 so oft überdeckt ist. 1.Dh7 setzt einfach matt.
Im Selbstmatt ist hier die mehrfache Überdeckung des Feldes f6 jedoch ungünstig. Wenn nur eine der beiden Figuren f6 überdecken würde, ginge 1.Lxf6+/Dxf6+ Dxf6#. Das Selbstmatt kommt zustande, indem man mittels 1.Dh7+ einen der beiden Steine opfert und nach 1.-Lxh7 2.Lxf6+ Dxf6# das eigene Matt erzwingt. Ihr merkt: Mit sehr einfachen Mitteln kann man hier schon eine störende Kraft als Motiv setzen.
Der Versuch, sich an das Thema langsam heranzutasten, ist nicht leicht, aber wir werden es zusammen versuchen, indem ich den Hauptplan im Wesentlichen vorher verraten werde.
Dies ist ein Selbstmatt von Eugene Fomichev in 11. Das klingt erst einmal viel, ist aber gar nicht so tragisch, da sowieso nur drei Figuren aktiv sind.
Der weiße Plan zum Selbstmatt:
Den wL nach h6 stellen und den Turm von a3 nach g6, was fxg6# erzwingt.
Das Problem:
Es funktioniert nicht 1.Lc5? Kf4 2.Ld6+ Kf5 3.Lf8 Kf4 4.Lh6+ Kf5, da es nun keinen Weg des weißen Turms nach g6 gibt - 5.Tg3 wäre patt. Um den Vorplan zu finden (offensichtlich dauert dieser 6 Züge), müsst ihr euch überlegen, wo der Turm a3 besser stehen würde, damit das Manöver des Hauptplans durchführbar ist. Der Vorplan besteht dann darin, diese Stellungsveränderung des Turmes herbeizuführen. Im Gegensatz zu Teil 1 und 2 geht es hier also nicht darum, einen Stein vom Brett verschwinden zu lassen, sondern ihn besser zu positionieren. Mit diesen Tipps müsste es eigentlich machbar sein. Lösungshinweise, -ansätze und/oder die Lösung an sich bitte als Kommentar.
Wir werden uns ab jetzt mit dem logisch-neudeutschen Selbstmattproblem befassen.
Zur Erinnerung: Selbstmatt ist de facto Schach paradox. Es gewinnt derjenige, der den anderen dazu zwingt, matt zu geben.
Im Selbstmatt lassen sich einige Motive darstellen, die im Direktspiel nicht so einfach umsetzbar sind, z.B.:
Störende Kraft eines Steins kann im Direktspiel eigentlich nur Patt bedeuten, während im Selbstmatt eine mehrfache Überdeckung eines Feldes störend sein kann.
Im direkten Spiel ist es gar kein Problem, dass h7 so oft überdeckt ist. 1.Dh7 setzt einfach matt.
Im Selbstmatt ist hier die mehrfache Überdeckung des Feldes f6 jedoch ungünstig. Wenn nur eine der beiden Figuren f6 überdecken würde, ginge 1.Lxf6+/Dxf6+ Dxf6#. Das Selbstmatt kommt zustande, indem man mittels 1.Dh7+ einen der beiden Steine opfert und nach 1.-Lxh7 2.Lxf6+ Dxf6# das eigene Matt erzwingt. Ihr merkt: Mit sehr einfachen Mitteln kann man hier schon eine störende Kraft als Motiv setzen.
Der Versuch, sich an das Thema langsam heranzutasten, ist nicht leicht, aber wir werden es zusammen versuchen, indem ich den Hauptplan im Wesentlichen vorher verraten werde.
Dies ist ein Selbstmatt von Eugene Fomichev in 11. Das klingt erst einmal viel, ist aber gar nicht so tragisch, da sowieso nur drei Figuren aktiv sind.
Der weiße Plan zum Selbstmatt:
Den wL nach h6 stellen und den Turm von a3 nach g6, was fxg6# erzwingt.
Das Problem:
Es funktioniert nicht 1.Lc5? Kf4 2.Ld6+ Kf5 3.Lf8 Kf4 4.Lh6+ Kf5, da es nun keinen Weg des weißen Turms nach g6 gibt - 5.Tg3 wäre patt. Um den Vorplan zu finden (offensichtlich dauert dieser 6 Züge), müsst ihr euch überlegen, wo der Turm a3 besser stehen würde, damit das Manöver des Hauptplans durchführbar ist. Der Vorplan besteht dann darin, diese Stellungsveränderung des Turmes herbeizuführen. Im Gegensatz zu Teil 1 und 2 geht es hier also nicht darum, einen Stein vom Brett verschwinden zu lassen, sondern ihn besser zu positionieren. Mit diesen Tipps müsste es eigentlich machbar sein. Lösungshinweise, -ansätze und/oder die Lösung an sich bitte als Kommentar.
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Mittwoch, 22. Dezember 2010
Ein Blick in die Historie - Neudeutsch Teil 2
losso, 11:50h
Nachdem in diesem Kommentar die wesentlichen Begriffe gefallen sind, kann ich jetzt schon mal auflösen, was neudeutsch-logisch ist:
Ein Problem heißt (nach meinem Verständnis) logisch, wenn es sich in Vor- und Hauptplan zerlegen lässt (eventuell gar mehrere Vorpläne oder ein Vorplan zum Vorplan). Ist der Vorplan zweckrein, so handelt es sich um ein neudeutsch-logisches Problem.
Meine Kompositionen kommen jedoch über 50 Jahre zu spät. Das historische Vorbild ist folgendes:
Weiß am Zug, #6 von Grasemann 1950.
Ein Problem heißt (nach meinem Verständnis) logisch, wenn es sich in Vor- und Hauptplan zerlegen lässt (eventuell gar mehrere Vorpläne oder ein Vorplan zum Vorplan). Ist der Vorplan zweckrein, so handelt es sich um ein neudeutsch-logisches Problem.
Meine Kompositionen kommen jedoch über 50 Jahre zu spät. Das historische Vorbild ist folgendes:
Weiß am Zug, #6 von Grasemann 1950.
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Sonntag, 19. Dezember 2010
Gleich und doch anders - Neudeutsch Teil 1
losso, 16:37h
Um die Weihnachtstage bis Anfang nächsten Jahres möchte ich euch Leser in das Reich der logisch neudeutschen Probleme entführen. Um euch aus der "normalen" Schachwelt abzuholen, habe ich dafür folgende zwei Mattprobleme für euch erstellt.
Zwei Mal heißt es Matt in 5, Weiß am Zug. Es scheint sich zu gleichen, doch etwas ist anders. Ich bin gespannt auf eure Wortbeiträge in Richtung Lösung und zum Thema was ist gleich, was ist anders.
Zwei Mal heißt es Matt in 5, Weiß am Zug. Es scheint sich zu gleichen, doch etwas ist anders. Ich bin gespannt auf eure Wortbeiträge in Richtung Lösung und zum Thema was ist gleich, was ist anders.
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Freitag, 17. Dezember 2010
Preisgekrönt...
losso, 00:26h
...ist folgender Dreizüger von Walery Shawyrin, der das vom genialen Komponisten Abdelaziz Onkoud gerichtete Informalturnier der Schwalbe 2007/2008 gewann. Kati und ich haben in etwa 15-20 Minuten zusammen gegrübelt und haben genau den erwarteten Erkenntnisbaum durchlebt, der diesem Stück eigen ist. Viel Spaß beim Nachempfinden!
Weiß am Zug, matt in drei!
Weiß am Zug, matt in drei!
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Mittwoch, 15. Dezember 2010
Eigentlich wollte ich hier ja keine...
losso, 22:12h
...Kategorie "Reinfälle und Irrtümer". Aber irgendwie läuft es immer wieder darauf hinaus, wenn sich Amatuere, wie wir es sind, gegenüber sitzen.
Das jüngste Beispiel hat mir gerade unser User frich zugeschickt:
Er spielte hier am Sonntag einen Mannschaftskampf und hatte sich eine gute Stellung erarbeitet. Man könnte sogar mit Recht sagen, dass hier Schwarz komplett auf Abbruch steht.
Und auch sein Zug 44.Ka5 macht auch nichts kaputt. Nach 44.-Kc6 ist 45.Sd3 auch nicht der Beste. Gut gefällt zum Beispiel 45.Se6! Der Springer darf nicht genommen werden wegen 46.d5+ und ein Rückzug wird ebenfalls mit diesem Zug beantwortet, wonach b5 fällt. Aber Weiß ist immer noch am Drücker.
Es folgte 45.-Kd6 46.d5 f5 47.Kb6, wonach folgende Stellung auf dem Brett stand.
Mit Schwarz geht es zuende, die Pistole sitzt auf der Brust, da sucht er die letzte Schummelchance:
47.-g4
Auf 48.fxg4 folgt 48.-fxe4 und alles ist wieder offen. Daher ist die Antwort erzwungen:
48.e5+ Kxd5 und jetzt kam 49.Kxc7? Weiß nutzt die letzte Gelegenheit, fehlzugreifen und das richtig heftig - nach 49.fxg4 wäre es schon einfach geworden. 49.-gxf3 ist klar, aber da hatte frich wohl keine Angst vor, da der Springer ja scheinbar den Bauern hält. Doch nach 50.Kd7 Ke4.
Plötzlich wird das weiße Dilemma klar: Auf 51.Sf2+ folgt 51.-Kxe5 und Schwarz gewinnt, nicht zuletzt aufgrund der tödlichen Drohung 52.-b4. Da blieb frich nur der Biss in den sauren Apfel:
51.e6 und man vereinbarte ein Remis. Dabei steht Schwarz wahrscheinlich sogar schon auf Gewinn:
51.-Kxd3 52.e7 f2 53.e8D f1D und falls jetzt 54.Dxh5, so wiederum 54.-b4 und Weiß hat einen Sack voll Probleme. Allerdings war beim Stand von 7:0(!) für frichs Mannschaft sein Gegner wohl froh, überhaupt für sein Team als einziger etwas Zählbares gesichert zu haben.
Das jüngste Beispiel hat mir gerade unser User frich zugeschickt:
Er spielte hier am Sonntag einen Mannschaftskampf und hatte sich eine gute Stellung erarbeitet. Man könnte sogar mit Recht sagen, dass hier Schwarz komplett auf Abbruch steht.
Und auch sein Zug 44.Ka5 macht auch nichts kaputt. Nach 44.-Kc6 ist 45.Sd3 auch nicht der Beste. Gut gefällt zum Beispiel 45.Se6! Der Springer darf nicht genommen werden wegen 46.d5+ und ein Rückzug wird ebenfalls mit diesem Zug beantwortet, wonach b5 fällt. Aber Weiß ist immer noch am Drücker.
Es folgte 45.-Kd6 46.d5 f5 47.Kb6, wonach folgende Stellung auf dem Brett stand.
Mit Schwarz geht es zuende, die Pistole sitzt auf der Brust, da sucht er die letzte Schummelchance:
47.-g4
Auf 48.fxg4 folgt 48.-fxe4 und alles ist wieder offen. Daher ist die Antwort erzwungen:
48.e5+ Kxd5 und jetzt kam 49.Kxc7? Weiß nutzt die letzte Gelegenheit, fehlzugreifen und das richtig heftig - nach 49.fxg4 wäre es schon einfach geworden. 49.-gxf3 ist klar, aber da hatte frich wohl keine Angst vor, da der Springer ja scheinbar den Bauern hält. Doch nach 50.Kd7 Ke4.
Plötzlich wird das weiße Dilemma klar: Auf 51.Sf2+ folgt 51.-Kxe5 und Schwarz gewinnt, nicht zuletzt aufgrund der tödlichen Drohung 52.-b4. Da blieb frich nur der Biss in den sauren Apfel:
51.e6 und man vereinbarte ein Remis. Dabei steht Schwarz wahrscheinlich sogar schon auf Gewinn:
51.-Kxd3 52.e7 f2 53.e8D f1D und falls jetzt 54.Dxh5, so wiederum 54.-b4 und Weiß hat einen Sack voll Probleme. Allerdings war beim Stand von 7:0(!) für frichs Mannschaft sein Gegner wohl froh, überhaupt für sein Team als einziger etwas Zählbares gesichert zu haben.
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Montag, 13. Dezember 2010
Versucht euch doch mal!
losso, 22:50h
Ich hatte ja im letzten Beitrag schon darauf hingewiesen. Mit welcher schönen Abwicklung kommt Schwarz hier in Vorteil?
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Sonntag, 12. Dezember 2010
Gemischte Gefühle...
losso, 21:09h
...hat man nach einer Partie wie der heutigen. Seit Wochen bin ich nun wiederholt gesundheitlich angeschlagen und erwartete für den heutigen Tag nicht viel. Ich hatte sogar in Betracht gezogen, früh remis zu bieten.
Doch es sprach auch einiges dagegen:
Mein Gegner hat letztes Jahr gegen mich ziemlich glatt verloren und hat insgesamt aufgrund seines inzwischen recht hohen Alters einiges an Schlagfertigkeit verloren. Daher dachte ich, eventuell auch an einem schlechten Tag gegen ihn gewinnen zu können. Und er war wirklich sehr schlecht:
Weiß hatte gerade 17.f3 gespielt. Ich spielte 17.-Lh3?, um nach 18.Tf2 zu merken, dass ich gerade eine Figur eingestellt habe. Es ist tragikomisch: Ich habe einen ganzen Zug Zeit, aber gegen die beiden Drohungen 19.Kh1 (hatte ich gesehen) und 19.f4 (hatte ich komplett übersehen) bin ich hier machtlos. Ich hielt 17.f3 mit jeweils 50%iger Wahrscheinlichkeit entweder für a)eine Falle oder für b)Zufall.
Ich suchte also eine Variante, in der ich noch einen Hauch Gegenspiel für den Klotz habe und spielte 18.-Sf6, um nach 19.Kh1? festzustellen, dass b) zutraf.
Glücklich davon gekommen fing ich an, meine Stellung immer besser werden zu lassen, was hierin kulminierte:
Hier kam es dann zu einer Fehlentscheidung. Es gibt hier eine absolut fantastische Gewinnvariante beginnend mit 30.-Dc5!. Nach 31.Dc2 gibt es einen überraschenden Weg, zwei Leichtfiguren für einen Turm zu gewinnen.
Ich spielte hier 30.-Lxc4, was soliden Vorteil verspricht. Es kam 31.Dxc4 Dxc4 32.Lxc4 b5 mit Bauerngewinn. Besser wäre gewesen, auf den Bauern vorerst zu verzichten und mit 31.-Tc5 auf eine Steigerung der Aktivität der Figuren zu setzen. Aber das ist für einen Menschen unheimlich schwierig. Außerdem ist 32.-Txa4 wohl genauer. So stellte sich nach weiterem 33.Lf1 bxa4 34.Ta3 heraus, dass der Mehrbauer kaum zu halten ist, da er auf einem weißen Feld festsitzt. Und so kam es, wie es kommen musste und wir landeten hier:
Ausgeglichener geht es kaum. Ich wunderte mich allerdings, dass er hier den Turmtausch mit 42.Tc4 forcierte, denn mit Turmtausch spielt meine Schwäche auf d6 keine Rolle mehr und er bleibt mit dem schlechten Läufer zurück. Ist eigentlich akademisch, da die Remisbreite hier wohl ziemlich groß ist. Ich entschied mich hier, das Endspiel auszuspielen.
42.-Txc4 43.Lxc4 Sb6 44.Lb5 f5 45.g3 Kf6 46.h4 h6 47.g4 fxg4 48.fxg4 g5 49.h5 mit Remisgebot.
Aber mein Entschluss, weiterzuspielen stand und ich merkte, dass ich hier durchaus noch etwas probieren kann. Alle seine Bauern stehen auf weiß. Ich wollte jetzt meinen Springer nach f6 bringen, dann wird sein Läufer wohl nach f3 oder f5 gehen und muss dort bleiben. Vielleicht schaffe ich es dann ja, eine Umgehung hinzubekommen. Ich muss allerdings Stellungen vermeiden, in denen mein Springer auf e7 und sein Läufer auf e6 steht.
Und es funktionierte ganz gut:
49.-Ke7 50.Ke3 Ke8 51.Kd3 Sc8 52.Kc3 Kc7 53.Kb4 Se7 54.Le8 Sg8 55.Lg6 Kb6 56.Lf5 Sf6
Erste Etappe erreicht. Er muss Platz machen.
57.Kc4 Ka5 58.Kc3 Kb5 59.Kb3 Kc5 60.Kc3 Se8 61.Lc8 Sc7
Die Dinge haben sich gut für mich entwickelt. Jetzt ist es vielleicht immer noch remis, aber Weiß kann hier schon sehr gut fehlgreifen. Der einzige Zug, der nicht umgehend verliert, ist hier 62.Ld7. Ich schrieb gerade, dass Weiß hier sehr gut fehlgreifen kann, aber so extrem wie es kam, hatte ich es nicht erwartet:
62.La6?? Sxa6 0-1 und es stand 4,5:1,5 für uns, Endstand 4,5:3,5. Autsch!
P.S. Bei dem Niveau, das ich hier abliefere, muss ich definitiv bald wieder mehr Studien und Probleme bringen, damit hier wieder schachliche Schönheit einkehrt.
Doch es sprach auch einiges dagegen:
Mein Gegner hat letztes Jahr gegen mich ziemlich glatt verloren und hat insgesamt aufgrund seines inzwischen recht hohen Alters einiges an Schlagfertigkeit verloren. Daher dachte ich, eventuell auch an einem schlechten Tag gegen ihn gewinnen zu können. Und er war wirklich sehr schlecht:
Weiß hatte gerade 17.f3 gespielt. Ich spielte 17.-Lh3?, um nach 18.Tf2 zu merken, dass ich gerade eine Figur eingestellt habe. Es ist tragikomisch: Ich habe einen ganzen Zug Zeit, aber gegen die beiden Drohungen 19.Kh1 (hatte ich gesehen) und 19.f4 (hatte ich komplett übersehen) bin ich hier machtlos. Ich hielt 17.f3 mit jeweils 50%iger Wahrscheinlichkeit entweder für a)eine Falle oder für b)Zufall.
Ich suchte also eine Variante, in der ich noch einen Hauch Gegenspiel für den Klotz habe und spielte 18.-Sf6, um nach 19.Kh1? festzustellen, dass b) zutraf.
Glücklich davon gekommen fing ich an, meine Stellung immer besser werden zu lassen, was hierin kulminierte:
Hier kam es dann zu einer Fehlentscheidung. Es gibt hier eine absolut fantastische Gewinnvariante beginnend mit 30.-Dc5!. Nach 31.Dc2 gibt es einen überraschenden Weg, zwei Leichtfiguren für einen Turm zu gewinnen.
Ich spielte hier 30.-Lxc4, was soliden Vorteil verspricht. Es kam 31.Dxc4 Dxc4 32.Lxc4 b5 mit Bauerngewinn. Besser wäre gewesen, auf den Bauern vorerst zu verzichten und mit 31.-Tc5 auf eine Steigerung der Aktivität der Figuren zu setzen. Aber das ist für einen Menschen unheimlich schwierig. Außerdem ist 32.-Txa4 wohl genauer. So stellte sich nach weiterem 33.Lf1 bxa4 34.Ta3 heraus, dass der Mehrbauer kaum zu halten ist, da er auf einem weißen Feld festsitzt. Und so kam es, wie es kommen musste und wir landeten hier:
Ausgeglichener geht es kaum. Ich wunderte mich allerdings, dass er hier den Turmtausch mit 42.Tc4 forcierte, denn mit Turmtausch spielt meine Schwäche auf d6 keine Rolle mehr und er bleibt mit dem schlechten Läufer zurück. Ist eigentlich akademisch, da die Remisbreite hier wohl ziemlich groß ist. Ich entschied mich hier, das Endspiel auszuspielen.
42.-Txc4 43.Lxc4 Sb6 44.Lb5 f5 45.g3 Kf6 46.h4 h6 47.g4 fxg4 48.fxg4 g5 49.h5 mit Remisgebot.
Aber mein Entschluss, weiterzuspielen stand und ich merkte, dass ich hier durchaus noch etwas probieren kann. Alle seine Bauern stehen auf weiß. Ich wollte jetzt meinen Springer nach f6 bringen, dann wird sein Läufer wohl nach f3 oder f5 gehen und muss dort bleiben. Vielleicht schaffe ich es dann ja, eine Umgehung hinzubekommen. Ich muss allerdings Stellungen vermeiden, in denen mein Springer auf e7 und sein Läufer auf e6 steht.
Und es funktionierte ganz gut:
49.-Ke7 50.Ke3 Ke8 51.Kd3 Sc8 52.Kc3 Kc7 53.Kb4 Se7 54.Le8 Sg8 55.Lg6 Kb6 56.Lf5 Sf6
Erste Etappe erreicht. Er muss Platz machen.
57.Kc4 Ka5 58.Kc3 Kb5 59.Kb3 Kc5 60.Kc3 Se8 61.Lc8 Sc7
Die Dinge haben sich gut für mich entwickelt. Jetzt ist es vielleicht immer noch remis, aber Weiß kann hier schon sehr gut fehlgreifen. Der einzige Zug, der nicht umgehend verliert, ist hier 62.Ld7. Ich schrieb gerade, dass Weiß hier sehr gut fehlgreifen kann, aber so extrem wie es kam, hatte ich es nicht erwartet:
62.La6?? Sxa6 0-1 und es stand 4,5:1,5 für uns, Endstand 4,5:3,5. Autsch!
P.S. Bei dem Niveau, das ich hier abliefere, muss ich definitiv bald wieder mehr Studien und Probleme bringen, damit hier wieder schachliche Schönheit einkehrt.
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Sonntag, 5. Dezember 2010
Ungünstiger Rollentausch
losso, 21:21h
Was es mit der Überschrift auf sich hat, wird später aufgeklärt.
Der Schwarze hatte vor einigen Zügen bereits ein Remisgebot abgelehnt und zog in dieser Stellung 1.-c6. Mehr sage ich nicht ;o)
Der Schwarze hatte vor einigen Zügen bereits ein Remisgebot abgelehnt und zog in dieser Stellung 1.-c6. Mehr sage ich nicht ;o)
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Mittwoch, 24. November 2010
Auflösung des Quiz - Teil 2
losso, 08:24h
Auch wir konnten uns nicht vorstellen, dass es bei Christian noch einmal spannend wird, zumal er seine Stellung sogar noch weiterentwickelte zu dieser hier:
Sieht doch absolut safe aus, oder? Doch dann spielte er 1.-Kc4?!, was zwar nichts verdirbt, aber doch ein paar Fragezeichen in unseren Köpfen hervorrief. Was will er damit bezwecken? Soll das ein Gewinnversuch sein? Bei 4:2 wohl kaum. Jede Überführung des Königs nach f5, wo er bis zum Partieende stehen bleibt, hielt locker remis.
Nach 2.f5 musste jetzt schon die etwas unkomfortablere Festung mit Kd7 und Lf7 angestrebt werden. Doch daraufhin machte Christian erst einmal nur Läuferzüge, was unseren Verdacht bestätigte, dass er das Remis locker genommen hätte, wenn der verflixte Bauer auf d3 nicht auf dem Brett stünde, den er wohl halten wollte. So kam es aber ganz übel:
Das sieht schon viel unangenehmer aus, zumal der wK nach d6 strebt. Doch noch konnte die Partie gehalten werden durch d2 und dem reumütigen Rückmarsch des Königs, nachdem der wL c5 freigegeben hat. Statt dessen kam 1.-Lg8?. Oh Mann! Die Kiebitze waren der Verzweiflung nahe - zwei Matchbälle schon vergeben und dann das. Hier kommt mal wieder eine der Trivialweisheiten zum Tragen: Ungleichfarbige Läuferendspiele sind zumeist dann nicht mehr remis, wenn man seinen Läufer verliert.
Man berechnet noch kurz, dass Schwarz zwar f- und h-Bauern bekommt, aber nie und nimmer das Feld a8 noch rechtzeitig betreten darf. Das schier unglaubliche Ergebnis daher: 1:0.
So musste Patrick die Kohlen aus dem Feuer holen. Er hatte sich in ein schwieriges Endspiel manövriert, konnte aber hier die richtigen Abtausche bringen: Zunächst tauschten sich der weiße d- gegen den schwarzen c-Bauern und dann, und das hätte ich an Stelle des Weißen nicht forciert, f- gegen h-Bauer. Der Tausch f- gegen h-Bauer wurde wohl vorgenommen, um dem e-Bauern Beine zu machen, zumal der Turm auf der f-Linie ja auch den sK abschneidet. Doch dass der d-Bauer im Zusammenspiel mit dem Turm den e-Bauern aufhält, bewies Patrick im entstehenden Siebensteiner:
1.-d3 2.e7 Td2+ 3.Kf3 Te2
Hier ist es dann schon leicht remis. Allerdings kann Weiß noch im Damenendspiel nach 4.Te4 Txe4 5.Kxe4 d2 6.e8D d1D im Trüben fischen. Statt dessen testete er Patricks Kenntnisse der Philidor-Stellung nach 4.Td4. Patrick bestand den Test und erzielte das notwendige Remis.
Bleibt nur noch folgender Gewinnversuch zu erwähnen, den der Gegner nach der Partie vorschlug und bei dem ich mich ernsthaft frage, warum er ihn beim Stande von 4:3 nicht wenigstens versucht hat:
1.-d3 2.Te4 d2 3.e7 Tf1+ 4.Kxf1 d1D+ 5.Kf2
Auch das ist remis, aber wenigstens nicht ganz so trivial wie in der Partie. So verliert beispielsweise 5.-Dd2+? nach 6.Te2! Dd4+ 7.Kg2 Dd5+ 8.Kh2. Notwendig ist 5.-Dc2+, was schon Dauerschach ist udn zudem Wendungen a la Dc6+-De8 zulässt.
Sieht doch absolut safe aus, oder? Doch dann spielte er 1.-Kc4?!, was zwar nichts verdirbt, aber doch ein paar Fragezeichen in unseren Köpfen hervorrief. Was will er damit bezwecken? Soll das ein Gewinnversuch sein? Bei 4:2 wohl kaum. Jede Überführung des Königs nach f5, wo er bis zum Partieende stehen bleibt, hielt locker remis.
Nach 2.f5 musste jetzt schon die etwas unkomfortablere Festung mit Kd7 und Lf7 angestrebt werden. Doch daraufhin machte Christian erst einmal nur Läuferzüge, was unseren Verdacht bestätigte, dass er das Remis locker genommen hätte, wenn der verflixte Bauer auf d3 nicht auf dem Brett stünde, den er wohl halten wollte. So kam es aber ganz übel:
Das sieht schon viel unangenehmer aus, zumal der wK nach d6 strebt. Doch noch konnte die Partie gehalten werden durch d2 und dem reumütigen Rückmarsch des Königs, nachdem der wL c5 freigegeben hat. Statt dessen kam 1.-Lg8?. Oh Mann! Die Kiebitze waren der Verzweiflung nahe - zwei Matchbälle schon vergeben und dann das. Hier kommt mal wieder eine der Trivialweisheiten zum Tragen: Ungleichfarbige Läuferendspiele sind zumeist dann nicht mehr remis, wenn man seinen Läufer verliert.
Man berechnet noch kurz, dass Schwarz zwar f- und h-Bauern bekommt, aber nie und nimmer das Feld a8 noch rechtzeitig betreten darf. Das schier unglaubliche Ergebnis daher: 1:0.
So musste Patrick die Kohlen aus dem Feuer holen. Er hatte sich in ein schwieriges Endspiel manövriert, konnte aber hier die richtigen Abtausche bringen: Zunächst tauschten sich der weiße d- gegen den schwarzen c-Bauern und dann, und das hätte ich an Stelle des Weißen nicht forciert, f- gegen h-Bauer. Der Tausch f- gegen h-Bauer wurde wohl vorgenommen, um dem e-Bauern Beine zu machen, zumal der Turm auf der f-Linie ja auch den sK abschneidet. Doch dass der d-Bauer im Zusammenspiel mit dem Turm den e-Bauern aufhält, bewies Patrick im entstehenden Siebensteiner:
1.-d3 2.e7 Td2+ 3.Kf3 Te2
Hier ist es dann schon leicht remis. Allerdings kann Weiß noch im Damenendspiel nach 4.Te4 Txe4 5.Kxe4 d2 6.e8D d1D im Trüben fischen. Statt dessen testete er Patricks Kenntnisse der Philidor-Stellung nach 4.Td4. Patrick bestand den Test und erzielte das notwendige Remis.
Bleibt nur noch folgender Gewinnversuch zu erwähnen, den der Gegner nach der Partie vorschlug und bei dem ich mich ernsthaft frage, warum er ihn beim Stande von 4:3 nicht wenigstens versucht hat:
1.-d3 2.Te4 d2 3.e7 Tf1+ 4.Kxf1 d1D+ 5.Kf2
Auch das ist remis, aber wenigstens nicht ganz so trivial wie in der Partie. So verliert beispielsweise 5.-Dd2+? nach 6.Te2! Dd4+ 7.Kg2 Dd5+ 8.Kh2. Notwendig ist 5.-Dc2+, was schon Dauerschach ist udn zudem Wendungen a la Dc6+-De8 zulässt.
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Sonntag, 21. November 2010
Auflösung des Quiz Teil 1
losso, 18:48h
Eines vorweg: Ich habe Respekt vor den Leistungen meiner Mitspieler und finde sie auch alle menschlich sympathisch. Es geht mir hier nicht um irgendwelche Bloßstellungen, sondern um die Dramaturgie eines Mannschaftskampfes.
Wir gehen chronologisch vor.
Kevins Stellung ergab sich im 39. Zug.
Stefan hat Recht, dass am achten Brett einiges passieren kann, doch damit hatten wir nicht gerechnet: Kevin ließ hier in unklarer Stellung schlicht seine letzten 1,5 Minuten ablaufen und wurde erst durch die Reklamation des Gegners (der sich gar noch bei Kevin entschuldigte, dass er reklamieren müsse) aus seinem komatösen Zustand befreit. Ich stand direkt daneben und konnte es einfach nicht fassen. Echt schräg!
Michael lief in einen gut vorgetragenen Konter, wobei Patzer_HH schon einiges beitrug:
1...Lxd3 2.Kxd3 c4+
doch jetzt nicht 3.Kxc4, sondern 3.Ke4!
Michael bemerkte nicht, dass sich die Situation geändert hat und nun der Kommentar von Stefan wirkt, dass mit f6 noch Tricksereien möglich sind, statt dessen zog er seinen Plan durch:
3.-Lf2?! wahrscheinlich ist es immer noch remis, aber jetzt wird es schon schwierig. 4.f5! hatte Michael wohl übersehen. Wobei ich mich auch frage, warum er nicht ein einfaches Remis genommen hat, nach dem man beim Stande von 4:1 mE im mannschaftsdienlichen Sinne gezielt suchen sollte. Als Beispiel: 3.-Kf7 4.f5 Ld8=. In der Partie kam es dann zum Kurzschluss 4.-exf5+ 5.Kxf5 Lxg3?? 6.Kg6 1:0. Erst ganz zum Schluss merkte Michael, was passiert war. Da war es schon zu spät und Weiß hatte die Schlüsselfelder unter Kontrolle.
Und es stand 4:2.
Wir gehen chronologisch vor.
Kevins Stellung ergab sich im 39. Zug.
Stefan hat Recht, dass am achten Brett einiges passieren kann, doch damit hatten wir nicht gerechnet: Kevin ließ hier in unklarer Stellung schlicht seine letzten 1,5 Minuten ablaufen und wurde erst durch die Reklamation des Gegners (der sich gar noch bei Kevin entschuldigte, dass er reklamieren müsse) aus seinem komatösen Zustand befreit. Ich stand direkt daneben und konnte es einfach nicht fassen. Echt schräg!
Michael lief in einen gut vorgetragenen Konter, wobei Patzer_HH schon einiges beitrug:
1...Lxd3 2.Kxd3 c4+
doch jetzt nicht 3.Kxc4, sondern 3.Ke4!
Michael bemerkte nicht, dass sich die Situation geändert hat und nun der Kommentar von Stefan wirkt, dass mit f6 noch Tricksereien möglich sind, statt dessen zog er seinen Plan durch:
3.-Lf2?! wahrscheinlich ist es immer noch remis, aber jetzt wird es schon schwierig. 4.f5! hatte Michael wohl übersehen. Wobei ich mich auch frage, warum er nicht ein einfaches Remis genommen hat, nach dem man beim Stande von 4:1 mE im mannschaftsdienlichen Sinne gezielt suchen sollte. Als Beispiel: 3.-Kf7 4.f5 Ld8=. In der Partie kam es dann zum Kurzschluss 4.-exf5+ 5.Kxf5 Lxg3?? 6.Kg6 1:0. Erst ganz zum Schluss merkte Michael, was passiert war. Da war es schon zu spät und Weiß hatte die Schlüsselfelder unter Kontrolle.
Und es stand 4:2.
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